Zehntausend Tage, das sind in etwa dreißig Jahre, also der Zeitraum, den Michael Sadler als Sänger der Band SAGA verbracht hat. Mit dem neuen, passend „10 000 Days‟ betitelten Album zieht der Waliser nun einen Schlussstrich, verabschiedet sich von der Band und beginnt nach drei Dekaden ein neues, privates Kapitel seines Lebens. Doch bevor der Mann sich in den Ruhestand verabschieden darf, soll erst noch geklärt werden ob SAGA‛s neuestes Album als Vermächtnis taugt.
„10000 Days‟ beeindruckt von Anfang bis Ende durch eine nicht zu übertreffende Produktion. Der Sound ist kraftvoll und glasklar zugleich, wobei Sadlers Gesang stets dominiert, jedoch ohne dabei den Rest der Band in den Hintergrund zu drängen. Auch der besonders druckvolle Klang der Bassgitarre weiß zu überzeugen. Man hat fast das Gefühl, die Musik käme nicht bloß aus der Anlage sondern erfüllt den ganzen Raum. Hier gibt es keinen aufgeblasenen Bombast sondern wunderschöne, geschmackvoll angelegte Klanglandschaften. Respekt! Songtechnisch kann man SAGA bezüglich ihres neuesten Outputs ebenfalls nichts vormachen: Knallhartes Riffing und Gitarren-Masturbation sucht der Metal-Fan hier selbstverständlich vergebens, statt dessen gibt es jedoch perlende Gitarren, die, von sphärischen Keyboards und dem schiebenden Bass getragen, nicht permanent durchrocken sondern dezent Akzente setzen. Jeder der neuen Songs stellt in sich bereits ein Meisterwerk da, das vor Abwechslung strotzt. Sadlers mehr als beeindruckender Gesang wechselt sich mit schönen Gitarren-Melodien und Soli ab, die im Punkte Ausdruck und Feeling Ihresgleichen allenfalls bei Joe Satriani finden. Gewürzt wird das Ganze dann noch mit diversen Rhythmuswechseln und Keyboard-Breaks, so dass einem beim Hören von „10000 Days‟ nie langweilig wird. Die Musik auf SAGA‛s neuem Album gleicht ein wenig einer Wanderung durch einen exotischen Garten, nur statt fremden Düften und Farben gibt es hier seltsam-sphärische Keyboardklänge und exotische Gitarrenmelodien. Beste Beispiele für dieses Erlebnis stellen wohl der Song „Can‛t You See Me Now‟ mit seinem beeindruckenden, instrumentalen Mittelteil sowie das Instrumentalstück „Corkentellis‟ dar. Letzteres unterstreicht zudem noch das außer Frage stehende musikalische wie technische Können der Musiker.
Aber wie bereits erwähnt, stellt „10000 Days‟ auch das letzte Werk mit Sänger Michael Sadler dar. Dies wird deutlich am Text der gefühlvollen Ballade „More Than I Deserve‟, die inhaltlich ein Dankeschön an Fans und Mitmusiker ist. Auch der eher gediegene Titeltrack des Albums beschäftigt sich mit der Karriere des Sängers, was vor Allem am Refrain „10000 days we‛ve been around the world‟ hörbar wird.
Einziger Kritikpunkt, den man an „10000 Days‟ monieren kann, ist der Aufbau der Songs: Dieser ähnelt sich leider bei den Meisten der neun Lieder sehr stark, da sie so gut wie alle mit hektischen Keyboard-Klängen, zu denen der Rest der Band dann nach wenigen Takten einsetzt.
Ja, „10000 Days‟ ist ein fulminanter, ein würdiger Abschluss für Michael Sadler. Fünfzig Minuten lang wird die Hörerschaft auf eine Reise durch traumhafte Klangwelten von zumindest möchte man das angesichts ihrer Schönheit glauben- außerirdischer Herkunft geschickt. SAGA bieten hier ein absolut einwandfreies Prog Rock-Album, das sicher nicht nur langjährigen Fans Freude machen wird. Anspieltipps? Alles. Besser geht‛s nicht.
7/7