Released 1992 (CD)

Tracks:

1. Humble Stance (5:47)
2. How Long (3:58)
3. Tired World (Chapter Six) (7:05)
4. It's Time (Chapter Three) (4:03)
5. Take It Or Leave It (3:58)
6. Images (6:28)
7. You're Not Alone (5:23)
8. Compromise (3:22)
9. Wind Him Up (5:43)
10. On The Loose (4:09)
11. Careful Where You Step (4:20)
12. Don't Be Late (6:06)
13. A Brief Case (2:11)
14. The Flyer (3:41))
15. What Do I Know (3:37)
16. Only Time Will Tell (4:22)

Total Time: 74:13


Wind Him Up - CD-Compilation (Zounds CD 27200477B)

Der Stoff, aus dem die kanadische Helden-Saga geschrieben wurde, ist an sich nicht neu: Keyboard- und Klampfenklänge reimten schon andere Songwriter zusammen. So werden Saga im allgemeinen Schubladendenken der einschlägigen Fachpresse oft im selben Atemzug mit Genesis oder Yes genannt. Auch kühne Vergleiche mit Manfred Mann waren schon zu lesen. Doch den Stilzitaten von Saga wird das nicht gerecht. Denn mit ihrer >... futuristischen Synthese aus Pop und klassischen Elementen...« (Melody Maker) schufen die Kanadier ein in der Rock-Welt unverwechselbares und ureigenes Charisma. Dank der engagierten Lyrik, der tanzbaren Rhythmik und dem artistisch-präzisen Zusammenspiel von Keyboard und Gitarre sind Saga bis heute ein Kapitel für sich.

Der eigenwillige Stil hatte nicht nur Vorteile: An Saga schieden sich schnell die Geister. Die einen - oftmals Musiker - waren begeistert, die anderen witterten ... niveaulose Opulenz« (Frankfurter Rundschau). Die Folge: Saga zählte zwar zu den erfolgreichen, aber nie zu den kommerziellen Superstars im Rock-Geschäft.

Das erste Kapitel der Saga wird im Sommer 1976 im kanadischen Toronto verfasst. Aus den Trümmern zweier unbekannter Bands namens Flood und Truck zimmern sich fünf Musiker ihr neues musikalisches Fundament. Bassist Jim Crichton (Jahrgang 1958), sein jüngerer Bruder und Gitarrist Ian Crichton (geboren am 26. Februar 1960), Sänger Michael Sadler (geboren am 5. Juli 1955), Schlagzeuger Steve Negus (geboren am 19. Februar 1952) und Keyboarder Peter Rochon stellen schließlich 1978, nach zwei Jahren harter Arbeit, ihr Debüt-Album »Saga« der Öffentlichkeit vor. Produziert wird die Klangrille - wie die beiden nächsten auch - von Paul Gross. Der Erstling verkauft sich in Kanada noch im selben Jahr über 30000 mal, wird ein Erfolg in Puerto Rico (!)und avanciert zu dem Insider-Thema in Deutschland. Der Opener »How Long«, mit einem ostinaten Keyboard-Rhythmus und das tanzbare »Humble Stance« mit den zweistimmig-rasenden Keyboard- und Gitarren- Soli zählen inzwischen zu den Saga-Klassikern und Disco-Dauerbrennern. »Tired World (Chapter Six)« würdigt die Saiten-Hexereien von lan Crichton. Fast schon in Al Di Meola-Manier huscht der Flinkfinger über das Griffbrett.

Eine Saga-Eigenheit sind die sogenannten »Chapter«: Hierbei handelt es sich um eine Story aus insgesamt acht Kapiteln, die in ungeordneter Folge auf den ersten vier LPs erscheinen. Sie hören immer dann auf, wenn die Spannung steigt, und sollen die Neugier der Fans auf das nächste Album lenken. Auch »lt's Time (Chapter Three)« ist ein Bestandteil dieser Fabel. Es gehört neben dem dynamischen »Take lt Or Leave lt«, dem vorwärtspreschenden »You're Not Alone« und dem traumhaft-konzertanten »Images (Chapter One)« zu den Highlights von »Images At Twilight«. Auf dem zweiten Album aus dem Jahr 1979 fungiert Greg Chadd anstelle von Peter Rochon als Lead-Keyboarder. Doch schon bald danach wird er von Jim Gilmour abgelöst. Obwohl inzwischen der dritte Mann die Tasten drückt, hat sich am SagaSound nichts geändert. Die Haupt-Komponisten Michael Sadler und Bandboss Jim Crichton geben nach wie vor den Ton an.

1980 touren Saga erstmals durch Deutschland. Im Vorprogramm von Styx überzeugen die Kanadier mit einer makellosen Bühnendarbietung. Noch im gleichen Jahr erscheint mit »Silent Knight« das dritte Opus. Trotz überzeugender Songs wie »Don't Be Late (Chapter Two)«, »Careful Where You Step« oder »Compromise« offenbart das Album erste Verschleißerscheinungen. Nach einer triumphalen »Rockpop«-Nacht im ZDF und einem Gastspiel in Puerto Rico vor über 10000 Fans zieht die Band 1981 für mehrere Monate nach England. Zusammen mit ihrem neuen Produzenten Rupert Hine feilen sie intensiv an der vierten Langrille: »Worlds Apart« erscheint 1982 und stellt für die Band in mehrerer Hinsicht eine Zäsur dar. Dem Trend der Zeit folgend, klingen die Kompositionen noch deutlich rhythmus-orientierter. Elektronische Simmonds-Drums und neue Keyboard-Sounds prägen nun das Klangbild. Studio-Fuchs Rupert Hine entlockt Michael Sadler unterschiedliche Interpretationen des gleichen Songs und mischt die einzelnen Gesangs-Spuren danach zusammen. Der Aufwand sollte sich lohnen. »Worlds Apart« wird zur Bestseller-Saga. Endlich nehmen auch die US-Hörer von den Kanadiern Notiz und verhelfen dem Album zu Platz 29 in den Charts. In Deutschland steigt »Worlds Apart« gar bis auf Rang neun mit einer 44wöchigen Verweildauer und wird ebenso wie in Kanada vergoldet. »Wind Him Up« und »On The Loose« entwickeln sich hierzulande und in den USA zu respektablen Single-Hits. Lediglich die Engländer zeigen der Saga-Musik weiterhin die kalte Schulter.

Saga nutzt die Gunst der Stunde und präsentiert noch Ende 1982 das Live-Album »In Transit«. In punkto Sound und Zusammenspiel gehört es immer noch zu den besten überhaupt. Songs wie »Don't Be Late« oder das originelle Drum-Duett »A Brief Case« belegen die Live-Klasse von Saga. Dazu Jim Crichton: »Es muss sich ja auszahlen, dass wir während der Tourvorbereitung und den Song-Arrangements täglich bis zu zehn Stunden proben.« »In Transit« erntet in Deutschland ebenfalls Gold und beendet seinen Höhenflug erst auf Platz drei der Hitparade.

Der nächste Streich heißt »Heads Or Tales« und erscheint wieder unter der Federführung von Rupert Hine im Jahre 1983. Die Erfolgsbilanz diesmal: Wieder Hitparaden-Platz drei und Edelmetall-Auszeichnung in Deutschland, zudem erreicht die Auskopplung »The Flyer« mit Rang 19 die beste Platzierung aller Saga-Singles. In den USA hebt sie nur bis auf Rang 79 ab. Längst ist Deutschland der wichtigste Markt für die Kanadier geworden.

Danach legt das Quintett eine zweijährige schöpferische Pause ein. 1985 schließlich erscheint nach altbewährtem Strick-Muster das Vinyl »Behaviour« mit dem Single-Hit »What Do I Know«. Doch bei den Fans machen sich wie bei den Musikern selbst erste Ermüdungserscheinungen breit. »What Do I Know« kommt in Deutschland nicht über Position 65 hinaus, und der Langrille bleibt diesmal die Edelmetall-Dekoration versagt. Einige Band-Mitglieder möchten sich eigenen Projekten zuwenden: Drummer Steve Negus und Tastenmeister Jim Gilmour steigen aus. 1987 präsentiert das übriggebliebene Trio unter der Regie von Produzent Keith Olsen sein neues Werk: »Wildest Dreams« erscheint auf ihrem eigenen Label Bonaire Records, das sie zusammen mit Manager Clive Corcoran gegründet haben. Die »kühnsten Träume« klingen härter als die vorangegangenen Saga-Scheiben. An den Drums sitzt nun Gastmusiker Curt Cress. »Only Time Will Tell« heißt die Single-Auskopplung, die ebenso wie die Langrille nicht mehr an die großen Saga-Zeiten anknüpfen kann. Was folgt, empfinden die Fans nicht mehr saganhaft. Von der 1989er-Langrille »The Beginner's Guide to Throwing Shapes« nehmen sie keine große Notiz mehr. Obwohl die Band nach wie vor auf hohem spielerischen Niveau musiziert, wirken die Kompositionen langweilig. Der Saga war der Stoff ausgegangen.

Volker Koerdt


  

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