SAGA feierten bereits 2007 nicht nur ihr 30. Bühnenjahr und mussten sich von ihrem Ur-Sänger Michael Sadler trennen, sondern spielten im Rahmen der „BR-Radltour“ [des Bayerischen Rundfunks] im August desselben Jahren auch bereits einmal in Schweinfurt [seinerzeit allerdings noch auf dem Marktplatz], was den erneuten Auftritt ausgerechnet in der unterfränkischen Industriemetropole erklären dürfte.

Anno 2009 steht nun mit „The Human Condition“ das neue und mittlerweile 18. Album der Kanadier in den Läden, auf dem, ebenso wie auch auf der begleitenden Tournee, der neue Sänger und Frontmann Rob Moretti der Öffentlichkeit präsentiert wird.
In puncto Werbetrommelrühren kann man dem örtlichen Veranstalter jedenfalls schon mal kein Versäumnis vorwerfen, denn bereits Monate vor dem Konzert gibt es in Schweinfurt keine Litfassäule, keinen Bauzaun, keine Verkehrsinsel ohne Aufsteller, kurz fast kein Fleckchen, an dem kein SAGA-Tourplakat mit dem Schweinfurter Termin pappt.

Diese Omnipräsenz im Stadtbild führt denn auch zu einer zwar ordentlich gefüllten, aber trotzdem alles andere als ausverkauften Schweinfurter Stadthalle, die mit ihrer dunklen Holzvertäfelung allerdings auch eher betretenes Schulaula-Flair verbreitet, wo sich beim einen oder anderen unterfränkischen Flaschenbier eine überwiegend reifere Klientel einfindet, die durch viel Bauch und wenig Haar besticht, um den Idolen längst vergangener Progrock-Epochen zu huldigen.
Dafür gibt es heute Abend aber auch keinen Stress oder Gedrängel, keine übermotivierte Security, sondern sehr freundlichen Abendkassenservice und im Entree zur eigentlichen Halle nicht nur den Merchandisestand, sondern auch Kaffee, Brezen und belegte Brötchen im Angebot. A propos Merchandise, auch hier haben SAGA offensichtlich Bodenhaftung bewahrt, denn ein Tour-Shirt bekommt man hier für gerade mal zehn und einen Tour-Hoodie für schlanke 20 Euro; ganz Kahle oder echte Rocker können aber auch für fünf Euro Bandanas mit SAGA-Logo erstehen...

Nach seltsam-unwirklichem Vorprogramm, bei dem diverse Hippie-Rock-Evergreens via Keyboard gecovert bzw. geschändet werden und das daher konsequent auch eher als Hintergrund-Muzak für den Samstagabendplausch genutzt wird [bzw. vermutlich auch gedacht ist], kann die eigentliche Show nur besser werden.

Also flugs das Kirmeskeyboard verräumt und Platz für die vier ausladenden Synthesizer von Jim Gilmour geschaffen, etwas buntes Licht und schon geht es los mit einem Rockkonzert von älteren Herren für, na ja, ältere Herren und ihre weibliche Begleitung.
Allerdings muss man SAGA trotz überschaubarer und eher provinzieller Kulisse durchaus professionelles Auftreten bescheinigen, denn die Kanadier wissen trotz statischer Bühnenpräsenz durchaus, was sie tun, und auch der neue Frontmann, der unseligerweise frappierende Ähnlichkeit mit SARAH CONNORs Ex, Marc Terenzi, aufweist, macht zumindest stimmlich seine Sache mehr als ordentlich.
Als offensichtlicher Youngster und Neuzugang hält er sich ohnehin überwiegend dezent im Hintergrund [irgendwie fühlt man sich an „Ripper“ Owens zu seiner Zeit bei PRIEST erinnert] und beschränkt sich auch bei der Motivation des Publikums [vermutlich auch aus Rücksicht auf dessen Gesundheitszustand] auf freundliche, aber knappe Songansagen und gelegentliches Wedeln mit dem dank regelmäßiger Fitnessstudiobesuche ordentlich ausdefinierten Oberarm, was neben seinem perfekten Schwiegersohn-Aussehen v.a. beim weiblichen Auditorium regelhaft zu Verzückung führt.

Geboten bekommt man eine Auswahl an souverän gespielten, durcharrangiert-hochmelodischen Songs des kanadischen Art bzw. Progressive Rock-Quintetts und damit nicht weniger als einen repräsentativen Querschnitt durch SAGAs umfangreiche Diskographie. Wobei die Betonung naturgemäß auf der aktuellen „The Human Condition“-Scheibe liegt, von der immerhin „Step Inside“ und „You Look Good To Me“ den Weg in die Setlist finden.
Ihren 80er-Hit „Wind Him Up“ von „Worlds Apart“ verfeuern die Kanadier bereits als dritten Song, wohl um frühzeitig für gute Laune unter den Anwesenden zu sorgen, was letzlich auch gelingt, denn auch “You're Not Alone“ von „Images At Twilight“ oder „Book Of Lies“ von „10.000 Days“ werden gebührend gefeiert.
Zwischen diesem Best Of-Set gibt es natürlich kurze Soli von Brian Doerner an den Electronic Drums [diese bienenwabenförmigen, die man so zuletzt zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle gesehen hat] und Ian Crichton an der Gitarre zu bewundern, bevor SAGAs Gastspiel in Unterfranken auch schon wieder sein Ende findet.
Basser Jim Crichton ist sich direkt im Anschluss auch nach all den Jahren noch nicht zu schade, aus dem ohnehin eher bescheidenen Tourbus heraus Autogramme auf die Eintrittskarten einiger offenbar gänzlich euphorisierter, weiblicher Fans zu geben und ein paar freundliche Worte zu wechseln, auch wenn die Damen wohl eher auf ihren neuen Schwarm Rob Moretti gehofft hätten...


Quelle: http://www.metalnews.de/?metalid=06&action=show&konid=396

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