Die kanadischen Bombast-Rocker wurden in der Kulturetage enthusiastisch gefeiert. Rund 700 begeisterte Fans begaben sich auf eine Reise in die Vergangenheit.
Stephan Onnen - Nordwest Zeitung
Schon nach dem dritten Song fragt Michael Sadler, Frontmann der kanadischen Bombast-Rockband Saga, das Publikum in der Oldenburger Kulturetage nach seinen Wunschhits. Die enthusiastisch mitgehenden Fans lassen sich nicht lange bitten: „The Flyer!“, ruft eine Frau. „Nein, noch nicht“, antwortet Sadler in passablem Deutsch und mit großem Spaß. „Don’t Be Late!“, lautet ein Vorschlag aus der anderen Hallenseite. „Vielleicht später“, entgegnet Sadler. Erstmal lässt Saga „On The Loose“ folgen, einen der größten Erfolge in ihrer 38-jährigen Bandgeschichte, was den rund 700 Fans natürlich genauso recht ist.
Das Quintett zeigt am Sonnabend, dass es zurecht in die Konzertreihe „Stars“ gehört. Nachdem die Bremer Combo Eyevory als Vorband die Halle angeheizt hat, spielt Saga in weiten Teilen des Sets ein zeitloses „Best-of-Programm“, bei dem auch neue Stücke wie „On My Way“ aus der aktuellen CD „Sagacity“, dem mittlerweile 22. Studioalbum, nicht abfallen. Apropos zeitlos: Das gilt besonders für den charismatischen Sadler. Der gebürtige Waliser, inzwischen Glatzkopf und 60 Jahre alt, wirkt so, als käme er direkt aus dem Fitnessstudio. Und noch wichtiger: Er singt noch in der gleichen Qualität wie am Anfang seiner Karriere, trifft auch die hohen Töne perfekt.
Sein ätherisch-pathetischer Gesang fügt sich in die ausladenden Klangbilder, die Jim Gilmour in seiner beeindruckenden Keyboard-Burg erzeugt. Neben den beiden anderen Gründungsmitgliedern und Brüdern Jim (am Bass) und Ian Crichton, der seiner Gitarre jedes noch so komplizierte Riff aus den Saiten leiert, glänzt der erst 2012 dazu gestoßene Schlagzeuger Mike Thorne mit kraftvollem Antrieb und einem verspielten mehrminütigen Solo.
Die Band hat in den 80er Jahren ganze Stadien gefüllt und bis heute acht Millionen Platten und CDs verkauft. Und doch ist noch heute eine Deutschland-Tournee und ein Gig in Oldenburg für sie „immer wieder so wie beim ersten Mal“, wie Sadler bekennt. Die ehrliche Freude über das textsichere Publikum, das die Refrains inbrünstig mitsingt, ist spürbar. „Wunderbar“ findet Sadler die Begeisterung vor der Bühne, die ihn „niemals müde werden lässt“. Der Sänger bedankt sich überschwänglich mit ausladenden, beinahe theatralischen Gesten. Dass die Luft in der Kulturetage von Minute zu Minute stickiger wird – egal. Klatschnass durchgeschwitzt singt sich Sadler von Hymne zu Hymne. Die Band zündet alle ihre Raketen: Das buchstäbliche bewegende „Humble Stance“ fehlt dabei ebenso wenig wie das elegische „Scratching The Surface“.
Nach eineinhalb Stunden dann als Zugabe das großartig dynamisch zelebrierte „Wind Him Up“, ein Song über Spielsucht, und das lang ersehnte „The Flyer“. Danach endet die Reise in die Vergangenheit. Das grelle Saallicht holt die aus vielen Teilen der Republik angereisten Fans zurück ins Hier und Jetzt.