Alte Hits ziehen immer noch

Von Simeon Holub

"You're not! You're not! You're not alone", grölt das Publikum mit voller Kehle. Und es hat recht: Hier ist niemand allein. Männer im mittleren Alter, die ohne Scheu eine lange Matte tragen - Nietengürtel bei den Frauen. Band-Shirts und noch mehr Band-Shirts, so weit das Auge reicht. Dies ist kein gewöhnlicher Mittwochabend. Schon bevor das Konzert beginnt, macht sich im Publikum eine euphorische Stimmung breit. Die alte Seilerei, mit ihren schroffen unverputzten Wänden und industriellen Stahlträgern, verwandelt sich in einen großen Partykeller in geselliger Runde.
In alter Rockmanier lassen sich die fünf Kanadier von Saga Zeit und kommen erst 20 Minuten später auf die Bühne, als angekündigt. Doch plötzlich ein wummernder Bass. Kreischende Fans. Schon setzt auch der typische Synthie-Klang ein. Es dauert nur kurz, und man fühlt sich bei "(Goodbye) Once Upon A Time" in die 80er Jahre zurückversetzt.
Dies ist aber auch kein Wunder: bis auf zwei Ausnahmen vom neuen Album sind alle Titel des Abends aus den Jahren 1978 bis 1987. Das erstaunliche an den einstigen Neo-Prog-Rockern ist, dass sie durch ihre Besetzung immer wieder für Verwirrung sorgen. Welcher der drei Synthesizer erklingt denn gerade? Manchmal ist nicht einmal klar, ob nun die effektreiche E-Gitarre zerrt oder einer der Synthies sägt.

Einzigartige Wechsel

Verstärkt wird dieser Effekt, wenn beide Instrumente im Unisono spielen oder sich kontrapunktieren, wie bei "Hot To Cold" oder "On The Loose". Die neue Nummer "I'll Be" unterscheidet sich gewaltig vom Vorherigen. Ein langsamer Dreiviertel-Takt regt zum Tanzen an und auch der mehrfache Wechsel zwischen Western- und E-Gitarre ist einzigartig.
In höflichem Deutsch spricht Sänger Michael Sadler das Publikum mit "Meine Damen und Herren" an. "Alles klar?" fragt er mehrmals. Die großen Hits "Wind Him Up" und "The Flyer" sparen die jungwirkenden Rocker für die Zugabe auf. Darauf haben alle gewartet. Den Gesangspart übernimmt größtenteils das textsichere Publikum. Der Abend wird mit "How Long" vom ersten Album abgeschlossen, und die treuen Fans sind noch immer nicht zu bändigen, als sich Band und Sänger mit den letzten Worten verabschieden: "Dankeschön, ich liebe euch, tschüss."

 



Quelle: © Mannheimer Morgen, Freitag, 08.05.2015

 

 2015-05-06-mannheimermorgen

twitter button
facebook button
pinterest button
Pinterest
gplus button
01.jpg02.jpg03.jpg04.jpg05.jpg06.jpg07.jpg08.jpg09.jpg10.jpg11.jpg12.jpg13.jpg14.jpg15.jpg16.jpg17.jpg18.jpg18a.jpg19.jpg20.jpg21.jpg22.jpg23.jpg24.jpg25.jpg27.jpg27a.jpg28.jpg29.jpg30.jpg31.jpg32.jpg33.jpg34.jpg35.jpg36.jpg37.jpg38.jpg39.jpg40.jpg41.jpg42.jpg42a.jpg43.jpg44.jpg