Quasi nicht gealtert

Saga spielen beim Uferlos-Festival ein umjubeltes Konzert in der Luitpoldhalle

Von Christoph Dorner, Freising


"Samstagabend in Freising, schön", sagt Saga-Sänger Michael Sadler zu Beginn in reinstem Deutsch, was nicht verwunderlich ist. Denn nirgendwo sonst hat sich die kanadische Rockband seit ihrer Gründung 1977 derart viele treue Fans erspielt wie in Deutschland. Gehen Saga auf Welttournee, spielen sie in Wahrheit eine Deutschland-Tour mit wenigen Konzerten im restlichen Ausland. Vielleicht liegt es daran, dass Saga auch bei ihrem umjubelten Auftritt in der nicht ganz ausverkauften Luitpoldhalle funktionieren wie ein Stück deutscher Ingenieurskunst: technisch beeindruckend, sympathisch durch Zuverlässigkeit und einzig in Sachen Innovationskraft nicht mehr ganz am Puls der Zeit. Aber das macht nichts, schließlich hatte Hartmut Fischer von der Stadtjugendpflege Freising die Band als Classic-Rocker angesagt.

Das Besondere an Saga ist, dass der Sound ihrer frühen Alben aus heutiger Perspektive klingt, als wäre er damals schon von älteren, etwas verschrobenen Herren aus der Ufo-Szene auf entlegenen Barockschlössern ausgedacht worden. Deshalb ist ihr melodiöser Progressive Rock, der durch die manchmal etwas soßigen Keyboards symphonischer daherkommt als bei artverwandten Bands wie Rush oder Genesis, quasi nicht gealtert. Und das ist gut. Sänger Michael Sadler, der sich in den Achtzigerjahren ähnlich flamboyant gab wie Queen-Sänger Freddie Mercury und zwischenzeitlich aus der Band ausgestiegen war, ist immer noch ein exzellenter Frontmann.

Sadlers Stimme klingt - man kann es nicht anders sagen - fantastisch. Sie ist strotzt vor Kraft und ist dabei nuanciert wie bei einem Opernsänger. Durch seine Bühnenpräsenz als freundlicher Alleinherrscher, im Gestus stets nahe dran an Moses, als der gerade das Rote Meer teilt, ist Sadler das Kraftzentrum von Saga.

Doch wie viele große Bands beziehen auch die Kanadier ihre Spannkraft aus dem herausragenden Charisma von Sadler, der dem Publikum auf Deutsch schmeichelt und Kinder in der ersten Reihe begrüßt, und der musikalischen Meisterschaft der restlichen Band. Männer bei der Arbeit, die manchmal sogar richtig "heavy" klingen.

Songwriter Jim Chrichton erledigt einen unprätentiösen Job am Bass, sein Bruder Ian gibt an der Leadgitarre ein routiniert tänzelndes Rumpelstilzchen und Jim Gilmour bedient im Bühnenhintergrund einen ganzen Fuhrpark an Keyboards und singt als Solist die rührende Ballade "Not This Way". Schlagzeuger Mike Thorne hält die komplexen Songs als zuverlässiges Metronom zusammen und darf dem Publikum bei einem Drum-Solo zeigen, was er kann.

Saga spielen sich in der Luitpoldhalle vor allem durch ihr klassisches Frühwerk, das mit dem selbst betitelten Album "Saga" beginnt und etwa mit dem Album "Wildest Dream" aus dem Jahr 1987 endet. Dass die Band 2014 mit "Sagacity" noch einmal ein neues Studioalbum aufgenommen hat, wird mit den etwas behäbigen Songs "I'll Be" und "On My Way" gewürdigt.

Es sei das letzte Album für die Band, sagt der 60-jährige Sänger Sadler an einer Stelle des Konzerts, lässt sich vom frenetischen Beifall des Publikums wiederum auf Deutsch dann doch zu einem Versprechen verleiten: "Ein oder zwei Alben noch."

Am meisten gefeiert werden die Hits: "Don't Be Late", "Humble Stance" und als Zugaben des 100-minütigen Konzerts die Hymne "Wind Him Up" und "The Flyer". Dann gehen Saga unter tosendem Beifall von der Bühne und das Uferlos-Festival hat am ersten Wochenende einen bravourösen Headliner erlebt.



http://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/saga-hat-viele-treue-fans-auch-in-freising-quasi-nicht-gealtert-1.2473258

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