Tageszeitung: Bielefeld "PC 69" - 11.04.2001

Eine Band bleibt sich schon 23 Jahre treu

"Saga" und "Arena" im PC 69

VON MARCUS WILDELAU

Bielefeld. Dunkelheit herrscht auf der Bühne, eine geheimnisvolle Stilleentwickelt sich. Pfiffe, Schreie. Schemenhaft Bewegung werden erkennbar. Mit Taschenlampen weisen die Roadies den fünf kanadischen Musikern den Weg zu ihren Verstärkern, dann erscheint der hünenhaft Sänger Michael Sadler in einem langen, schwarzen Ledermantel und breitet seine Arme fledermausartig aus, ehe mit einem Lichtblitz die Show beginnt. - So liebt es Saga, so lieben es die Fans.
Saga, das ist progressiver Rock mit Geschichte, und irgendwie scheint die Zeit für Band und Fans auch stehen geblieben zu sein. Seit 23 Jahren bleibt sich die Band stilistisch und in der Besetzung treu - das nennt man Konsequenz.
Saga neigt zum Bombast
Alte Hits wie "On the Loose" vom Album "Worlds Apart" stehen gleichberechtigt neben neuen Kompositionen wie "Money talks" vom jüngsten Album "House of Cards". Saga neigt zum Epochalen, neigt zum bombastischen Arrangement. Mindestens zehn Keyboards wurden von Jim Gilmour bedient. Hymnenhafte Flächen, Keyboardkaskaden, an Verschwendungssucht grenzend, stehen kratzigen, virtuosen Gitarrensoli von Ian Crichton gebenüber und erzeugen - unter Krönung des Ganzen mit dem Gesang Michael Sadlers - den typisch unveränderten Saga-Rock.
Nach 80er-Jahren klingt das Artrock-Puzzle, nach Magnum, Van Halen oder Marrilion. Sadlers Gesten sind plakativ, dramatisch, etwas overdressed, aber mit Würde vorgetragen.
Der Mantel fliegt bald nach den ersten Nummern davon, Bassist Jim Crichton tut es genauso, nach dem 5. Song landet die Schlangenlederjacke im Backstagebereich.
Die Lichtshow ist von monumentaler Farbenpracht, aber kontrolliert wie die Konzeptmusik von Saga. Die Songs ähneln sich stark, aber es sind kompositorische Feinheiten, die für die Unterschiede sorgen. Manchmal erinnert Saga an die frühen Toto-Arrangements. Es bleibt viel Platz für Solo-Passagen, etwa geht der Zugabe ein Schlagzeugsolo voraus, wie man es von einem guten Van Halen-Konzert kennen könnte.
Aber Saga gibt an diesem Abend auch einigen stimmungsvollen, auf Akustikgitarren reduzierten Balladen eine Chance. Keyboarder Gilmour offeriert diesmal die Melodien mit einer Klarinette. Michael Sadler begrüßt die Fans in Deutsch, hält ein bisschen Small-Talk, amüsiert sich und genießt grinsend die Treue der Fans, denn ganz besonders in Deutschland feiert Saga jahrelang Triumpfzüge in ausverkauften Hallen. Glorreiche Hymnen der Mystery-Rocker. An Saga scheinen die letzten 20 Jahre fast spurlos vorübergegangen sein. Und es gibt sie immer noch, die glorreichen Hymnen der Mystery-Rocker aus glitzernden Zeiten der Monumental-Epen.
Vorgruppe "Arena" begeisterte mit Musik ähnlichen Stils und hätte gerne mehr Zeit gehabt, für das Publikum die geforderten Zugaben zu spielen.



Artikel: Ralf Widmann

 

 

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