„Ich wollte unbedingt vom Alkohol wegkommen"
RTr | 01.08.2012
Wochenspiegel-Interview mit Michael Sadler von der Kultband Saga - 3x2 Karten für Konzert in Trier zu gewinnen.
Fans der kanadischen Prog-Rock Band Saga dürfen feiern. Nach der Rückkehr ihres Frontmanns Michael Sadler im Januar 2011 nach vier Jahren Trennung veröffentlichten Saga Anfang Juli ein neues Studioalbum. Das Werk heißt "20/20". Der Titel ist bewusst doppeldeutig gewählt. Zum einen dürfen sich die Fans auf das nunmehr 20. Saga-Album freuen - zum anderen steht der Begriff "20/20" in der Medizin für die perfekte Sehkraft und ist als Gute-Besserungs-Gruß an Keyboarder Jim Gilmour gedacht, der während der letzten Europatour beinahe sein Augenlicht verlor. Seit ihrer Gründung im Jahr 1977 absolvierte die Band zahlreiche Welttourneen und verkaufte über acht Millionen Alben. Hits wie "Wind Him Up", "Humble Stance" oder "On The Loose" sind Klassiker. Im Vorfeld ihres Gastspiels in Trier am 26. Oktober in der Europahalle sprach Wochenspiegel-Mitarbeiter Andreas Schmitz mit Michael Sadler.
Herr Sadler, "Back where you belong" heißt eines Ihrer Solo-Alben aus dem Jahr 1998. Kann man Ihre Rückkehr zur Band so bezeichnen?
Michael Sadler: Ja, absolut. Ich glaube, da gehöre ich hin. Meine Frau sagte zu mir: "Michael, Singen und Saga sind das, was du tust und was du bist. Außerdem wird es Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen."
Also ist Saga auch Ihre Familie?
Michael Sadler: Ja, Saga ist meine zweite Familie. Nach 30 Jahren ist dies so, schließlich verbrachten wir mehr Zeit miteinander als mit unseren eigenen Familien.
Hat Ihnen die Band gefehlt?
Michael Sadler: Ja, ganz dramatisch. Am meisten fehlte mir, auf der Bühne zu stehen und das Publikum zu unterhalten - das liebe ich am meisten.
Warum ist vom typsichen Saga-Sound in den letzten Alben weniger zu hören?
Michael Sadler: Wir wollten nicht immer dasselbe tun. Wir haben vieles ausprobiert. In unserem neuen Album ist wieder mehr vom unverkennbaren Saga-Sound zu hören. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder mehr auf die Fans zu hören.
Was unterscheidet das neue Album von allen anderen?
Michael Sadler: Dieses Mal hatte ich nichts mit dem Schreiben der Musik zu tun. Das war ungewohnt für mich, denn als ich entschied, zurückzukehren, hatte die Band schon mit der Arbeit am neuen Album begonnen. So habe ich in erster Linie mitgeholfen, die Stücke abzuschließen. Es war ein bisschen wie Saga-Karaoke.
Sie sind vor vier Jahren Vater geworden. Was hat sich für Sie verändert?
Michael Sadler: Mein Entschluss, die Band zu verlassen, hatte nie etwas mit musikalischen oder persönlichen Differenzen zu tun. Es war meine eigene persönliche Entscheidung und die Band hat dies respektiert. Ich wollte meine eigene Familie mit Kind. Ich wollte nicht dauernd in einem Hotel sitzen und mir per Telefon von meiner Frau berichten lassen, dass unser Sohn seine ersten Gehversuche unternimmt. Die Vorstellung, nicht seine ersten Worte hören zu können, war nicht schön. Doch das ist das Wahre, Wichtige und Richtige im Leben. Doch jetzt kann ich wieder mehr arbeiten. Mein Sohn versteht, dass sein Vater als Sänger auch mal einige Tage nicht zu Hause ist.
Am 4. Mai 2012 haben Sie getwittert, dass Sie nunmehr seit zehn Jahren "sauber" seien. Gratulation dazu. Wie haben Sie das geschafft?
Michael Sadler: Ja, ich war nicht immer einer der Glücklichsten. Als ich nach meinem ersten Jahr der Abstinenz zu einem Treffen von Betroffenen ging, sagte mir ein Teilnehmer: Du warst standhaft, wo 1.000 andere gefallen sind. Das war für mich eine dramatische Aussage und traf mitten ins Herz. Ich wollte unbedingt vom Alkohol wegkommen. Dieser starke Wille war der Schlüssel zum Erfolg. Alkoholsucht ist nur ein Symptom für etwas, was nicht mit einem stimmt. Du musst herausfinden, was die Ursache ist und dich dem stellen. Dies gelang mir in meiner Reha. Ich fühle mich seitdem viel jünger und gesünder. Ich bin sehr glücklich darüber.
Wie geht es den Bandmitgliedern und insbesondere Jim Gilmour gesundheitlich?
Michael Sadler: Es geht ihm wieder besser. Glücklicherweise ist die Augenoperation von Jim Gilmour erfolgreich gewesen. Es geht ihm von Tag zu Tag besser. Es stört ihn nicht mehr beim Spielen auf der Bühne. Wir sind alle sehr froh darüber. Die Unterstützung der Fans durch Briefe und Mails war großartig. Danke dafür! Wie erklären Sie sich den großen Erfolg und Ihre Beliebtheit gerade in Deutschland?
Michael Sadler: Das versuche ich schon seit vielen Jahren selbst herauszufinden. In den ersten Jahren war es für uns ein ganz eigenartiges Gefühl. Wir als kanadische Jungs aus Toronto wussten ja nicht, wie unsere Musik bei den Fans ankommen würde. Umso erstaunter waren wir, dass gerade die deutschen Fans so auf unsere Musik abgefahren sind.
Danke für das Interview. Wir wünschen Ihnen viel Gesundheit und Erfolg für die „20/20"-Tour.
Michael Sadler: Ja, gerne. Ich freue mich schon auf die Fans in Trier: am 26. Oktober.
Aktuelle Tourdaten unter www.sagaontour.ca
Andreas Schmitz
Red/Fin
Quelle: http://www.wochenspiegellive.de/trier/staedte-gemeinden/stadt-trier/nachrichtendetails/obj/2012/08/01/ich-wollte-unbedingt-vom-alkohol-wegkommen/