Michael Sadler sitzt wieder im Sattel

Von Lars Fischer
Worpswede. Es ist schon ein personeller Schlingerkurs, den Saga in den vergangenen Jahren gegangen ist. 2007 verließ Sänger Michael Sadler nach 30 erfolgreichen Jahren die Band. Nach der Farewell-Tour mit ihm folgte ein viel versprechender Neuanfang mit Rob Moratti, der jedoch bald in eine künstlerische - und vor allem auch kommerzielle - Sackgasse führte. In diesem Jahr kehren die kanadischen Progrocker wieder mit Sadler am Mikrofon zurück. Heute Abend spielen sie um 20 Uhr in der Music Hall, es gibt noch Karten zum Preis von 34 Euro. Zuvor sprach Lars Fischer mit Keyboarder Jim Gilmour über die Reunion der Band.

Jim, wie fühlt es sich nach drei Jahren ohne Michael Sadler an, wieder mit ihm zusammen auf der Bühne zu stehen?

Jim Gilmour: Es fühlt sich im Grunde absolut normal an. Wir hatten uns ja nie zerstritten und jeder hatte 2007 Michaels Schritt, sich mehr um sein Familienleben kümmern zu wollen, respektiert. Wir haben uns immer noch alle sehr lieb...

Anders herum gefragt: War es vielleicht ganz gut für Euch, andere Erfahrungen zu sammeln, um zu wissen, was ihr aneinander habt?

Ich weiß nicht, ob das wirklich notwendig war. Aber wir wollten als Band weitermachen und nicht eine Pause einlegen, von der keiner vorher wusste, wie lang sie sein würde und ob sie überhaupt irgendwann zu Ende ginge. Wenn es Saga weiter geben sollte - und das wollten wir unbedingt! - dann gab es keine Alternative als es mit einem anderen Sänger zu versuchen.

Warum hat es mit Rob Moratti letztlich nicht funktioniert?

Rob hat nicht funktioniert. Im Studio war alles klasse und ich finde immer noch, dass er ein hervorragender Sänger ist, aber ihm fehlt einfach Live-Erfahrung und Bühnenpräsenz. Jeder konnte das spüren. Für Rob ist das natürlich bitter, es war ja überhaupt nicht sein Fehler. Er hat immer alles gegeben, aber ich glaube, er konnte vorher auch nicht wirklich einschätzen, was da auf ihn zukam. Rob war natürlich enttäuscht, als wir ihm sagten, dass es nicht gemeinsam weiterginge, aber er hat es dann auch verstanden.

Als ihr 2009 mit Rob die CD "The Human Condition" heraus gebracht hattet und zum ersten Mal gemeinsam auf Tour gegangen seid, lief es doch sehr gut. Ein Jahr später auf der "Heads or tales"-Tour wart ihr völlig außer Form. Was war in der Zwischenzeit passiert?

Ich glaube, die Entscheidung damals "Heads or tales" als ganzes Album live in dieser Besetzung zu spielen, war falsch. Es ist eines unserer berühmtesten Alben und es ist einfach beherrscht von Michaels und meinem Gesang. Andererseits finde ich die Neuaufnahme davon, die wir ja auch noch mit Rob eingespielt haben, wiederum sehr gelungen. Aber für die Tour 2010 war das kein gutes Konzept.

Wie ist es dann dazu gekommen, dass Michael Sadler wieder eingestiegen ist?

Er und unser Gitarrist Ian Crichton sind seit 40 Jahren miteinander befreundet. Der Kontakt ist nie abgerissen. Als wir anfingen, an neuen Songs zu arbeiten, gab es darunter welche, die schrieen einfach nach ihm! Wir haben dann konkreter darüber nachgedacht, ein paar E-Mails hin- und hergeschickt und letztlich haben wir uns geeinigt, wieder zusammen weiter machen zu wollen.

Michael wollte sich um seine Familie kümmern, seinen Sohn aufwachsen sehen und endlich mal zu Hause sein, wenn es darauf ankommt. Wie habt ihr ihn davon überzeugt, wieder mit einer Rockband loszuziehen?

Sein Sohn ist jetzt drei Jahre alt, da hat er sich gedacht: Jetzt kann ich doch mal wieder ein bisschen unterwegs sein! Glaube ich wenigstens. Irgendwie können wir doch alle gar nicht anders. Musikmachen ist ja nicht irgendein Job, das hat man einfach im Blut.

Keiner glaubt, diese Trennung und Wiedervereinigung sei ein bisschen Promotion-Theater gewesen?

Ich denke nicht, nein. Die Reaktionen sind einfach super, die Fans sind glücklich, dass wir wieder zusammen sind. Wir können das im Endeffekt auch nicht beeinflussen und mir ist es ehrlich gesagt auch egal, wenn jemand meint, das sei inszeniert gewesen. Ich kann nur sagen: Es war definitiv kein Fake!

Wie geht es weiter mit Saga?

Wir arbeiten an einem neuen Album, das im Januar erscheinen wird. Eigentlich sollte die Platte zur Tour fertig sein, aber wir haben es lieber verschoben, als etwas zu veröffentlichen, mit dem wir noch nicht vollends zufrieden sind. Diese Veröffentlichung wird für die Zukunft von Saga sehr wichtig sein, da wollen wir keine halben Sachen abliefern. Aber ein paar der Songs spielen wir vielleicht heute Abend schon.


Quelle: http://www.weser-kurier.de/region/zeitungen_artikel,-Michael-Sadler-sitzt-wieder-im-Sattel-_arid,183810.html

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