Sticks 08/01 - Interview Steve Negus

Er war schon immer fasziniert von Maschinen. Nicht von Motorsägen, das wäre ja noch zu verstehen in einem Land der Baumfäller und Bärenjäger. Nein, von Maschinen die in einer kreativen Kommunikation Musik machen, wie Synthesizer, elektronische Drum-Systeme und eben Drum-Maschinen. Schon zu den E-Drum-Pionierzeiten nahm er diese technischen Entwicklungen ernst. Er stieg quasi in die Geräte hinein um deren Leistung und Effektivität zu erforschen. Und als die kanadische Band Saga Anfang der Achtziger auch in Europa den Durchbruch ihres „Melodic Progressive Rock"-Konzepts erreichte, war es eine klare Sache, dass Steve Negus sein E-Drumkit dabei hatte damals noch die erste Simmons-Generation. Unvergessen bleibt genauso der Showact mit dem berühmt berüchtigten „Briefcase", einem seinerzeit innovativen Simmons-Effekt-Drumset, verpackt in einem Koffer bzw. Flight-Case; von dieser Gattung gab es tatsächlich wohl nur einige wenige Exemplare auf der Welt. Steve Negus hatte natürlich eins! Lustig und locker geht‛s mit ihm auch heute nach wie vor auf der Bühne zu. Er genießt die Fans, die Show, das mitsingende Publikum und auch den Moment seines Schlagzeugsolos, das seine wahren Entertainer-Qualitäten zeigt. Nach 24 Jahren Saga ist Steve Negus immer noch Drummer mit Leidenschaft. Jüngst ist das neue Album „House of Cards" erschienen, und die aktuelle Welttournee genoss man sichtlich wie eine gute Flasche erlesenen Weins. Und Steve Negus pfefferte seine wuchtigen und doch federleicht wirkenden unnachahmlichen „Body Grooves". Natürlich auf einem E-Drum-Kit. Seine Neugierde und Begeisterung für Elektrifiziertes scheint bis zum heutigen Tage ungebrochen.

Ich habe immer schon mit Maschinen gearbeitet und meine erste Drum-Machine hatte ich so um 1979. Für mich bedeutet das Arbeiten mit ihnen Spaß, und gleichzeitig ist es eine kreative Auseinandersetzung mit technischen Neuerungen. Ich kommuniziere und erforsche Maschinen, die mir enorme Vorteile bei der Arbeit bieten. Bei Recording-Sessions mit Saga oder auch anderen Künstlern und Acts programmiere ich zum Beispiel meine eigenen Click-Tracks. Das sind für gewöhnlich funky Grooves, auch schon mal latinmäßige Rhythmen, je nach Produktion. Diese groovigen Click-Tracks haben einen absolut positiven Effekt, weil ja schon der Click interessant und lebendig klingt und man einfach ein gutes und frisches Feeling der Aufnahmesituation spürt. Maschinen verbessern außerdem dein Zeitgefühl, sie lehren dich eine Menge über Rhythmusstrukturen und zeigen dir ein unumstößliches, perfektes Timing. Die meisten Drummer tendieren dazu, kurz vor oder während eines Fills schneller zu werden. Und die Maschine zeigt dir genau die Punkte auf, an denen dein Timing schwankt. Sie ist ein gutes Werkzeug, eine Kontrollinstanz.

Hast du schon als Kind rumgeschraubt?

Das nicht gerade, aber ich erinnere mich, dass ich schon als Achtjähriger auf irgendwelchen Möbelstücken zur Musik aus dem Radio rumklopfte. Später stöberte ich in Schlagzeugkatalogen und träumte von all diesen tollen Drums. Mein größter Wunsch war es, selber einmal ein Schlagzeug zu haben. Meine Kindheit verlief in nicht gerade reichen Verhältnissen. Deshalb besserte ich mir mein Taschengeld mit verschiedenen Jobs auf, zum Beispiel als Obstverkäufer. Damit hab´ ich mir mein erstes Schlagzeug finanziert und das erste was ich tat, war eine Band zu gründen. Wir spielten Songs von den Beatles, den Stones und waren inspiriert von all den britischen Bands, später waren es Cream und Hendrix. Nach der Highschool ging ich nach Toronto mit der Aussicht auf eine Karriere als Banker. Natürlich spielte ich in dieser Zeit weiter Schlagzeug und war mit verschiedenen Bands manchmal sechs Abende die Woche unterwegs. Nach zwei Jahren war mir klar, dass das mit der Bank nun wirklich nichts für mich war und traf die Entscheidung „Fulltime Profi Drummer" zu werden.

Hattest du diese Vision nicht schon als Kind?

Als Kind hat man noch keine Vorstellung vom Leben, geschweige denn von der Welt der Musik. Ich war fasziniert von Trommeln, und Musik weckte stets mein Interesse. Die Vorstellung von Schlagzeugen machte mich immer kribbelig, für mich steckte da irgend eine Art von Magie drin, es ist dieselbe Magie die ich heute noch verspüre ...

... wie sieht denn deine Definition von Rhythmus aus?

Oh Mann, das ist so schwierig wie die Farbe Blau zu beschreiben! Rhythmus ist ein Puls, eine Art Körperuhr, ganz unabhängig vom Tempo, aber ein Puls der vor allem dynamisch arbeitet. Dynamik ist wahrscheinlich der wirkliche Schlüssel zu Rhythmus. Und das größte was ich als Drummer tun kann ist diesen Body-Puls zu kreieren a groove that makes people want to move. That´s my job!

Interview und Fotos: Tom Schäfer

Das vollständige Interview lesen Sie in der STICKS-Ausgabe 08.2001; erhältlich ab dem 27. 07. 2001 im Zeitschriftenhandel und in guten Musikfachgeschäften.

STEVE NEGUS WEBSITE

http://www.mountaincable.net/~snegus/

STEVE‛s equipment Drums:

Roland V-Drums
Modul: TD-10/TDW-1
5 Roland PD-100 Pads
2 Roland PD-5 Pads
Snaredrum: DW
14" x 6,5" Edge Maple-Shell plus Chrome-Edges
Cymbals: Paiste

14" Line Heavy Hi-Hat
16" Line Full Crash
18" Line Power Crash
17" Line Full Crash
22" Line Dry Ride
22" 2002 China
Hardware: Roland Rack-System

DW 5005 Hi-Hat
2 DW Bassdrum Trigger-Pedale
Dixon Drummer-Sitz
Snaredrum-Felle: Remo
Schlagfell: Ambassador coated

Resonanzfell: Ambassador Snare

Sticks: Graffiti 2S

discographie (auszug)

Saga

Saga (1978)
Images at Twilight (1979)
Silent Knight (1980)
Worlds Apart (1981)
In Transit/live (1982)
Heads or Tales (1983)
Behaviour (1985)
Security of Illusion (1993)
Steel Umbrellas (1994)
Generation (1995)
Detours live (1998)
Full Circle (1999)
House of Cards (2001)
Saga CD-Sampler

Wind him up, Saga Best (1992)
The very Best (1994)
The Works (1991)
Defining Moments (1994)
All the Best 1978 1993
How do I look (1997)
Produziert von Steve Negus:

GNP (Gilmour-Negus-Project) - Safety Zone (1989)
Jonathan M Jonathan M
Savage Steel Do or die
Steve Negus als Studio Drummer:
Chris De Burgh The Getaway
Rupert Hine Waving not Drowning (Song: One man´s poison)
One to One Forward your Emotions The Nylons One Size fits all
Liona Boyd Liona Boyd



Quelle: © Copyright: Sticks - ein Magazin des MM-Musik-Media-Verlag GmbH

 

 

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