Saarbrücker Zeitung - Interview Michael Sadler

Von Kartenhäusern und der Jugend im Kopf

Die kanadische Rocklegende Saga startet am 31. März ihre Tournee in Saarbrücken

Dank ihrer Freude an symphonischen Elementen, epischen Arrangements, melodiösem Rock hat es die kanadische Band Saga um den im Saarland lebenden Frontmann Michael Sadler geschafft, die Band in die dritte Dekade zu führen. Mit dem neuen Album "House of cards" versprechen Saga mehr als nur ein Hauch von Nostalgie. Am 31. März starten sie in Saarbrücken ihre Deutschland-Tour.

Frage: Was unterscheidet das aktuelle Album von den bisherigen?

Sadler: Wir müssen Saga nicht neu erfinden. zu Beginn unserer Karriere versuchten wir noch angestrengt und spaßeshalber äußerst "medieval funk" zu klingen. Mittlerweile, denke ich, ist der Saga-Sound unverkennbarer geworden. Dennoch geht "House of cards" in seinen Extremen weiter als seine Vorgänger. Ruhigere Stücke sind sehr balladesk und mit akustischen Gitarren untermalt, Rockpassagen wirken härter als früher.

Frage: Der Titel "House of cards" proklamiert zum einen etwas sehr kunstvoll Erschaffenes, zum anderen etwas Zerbrechliches. Steht der Titel für dasGesamtkunstwerk Saga?

Sadler: Ja, vor allem für zweiteres. Jeder, der über Jahre oder gar ein ganzes Leben lang etwas Bestimmtes tut, erlebt Hoch und Tiefs. Manchmal reicht ein Windhauch, um das Kartenhaus des Lebens zum Einsturz zu bringen. Genau davon handelt der Song und das Album. Über das Sensible, Zerbrechliche, nicht Manipulierbare, über alles, worauf man selbst keinen Einfluss nehmen kann.

Frage: Von was lassen Sie sich beim Schreiben inspirieren?

Sadler: Von Nachrichten. Vom Menschen. Für mich ist der Mensch das interessanteste Wesen überhaupt. Ich könnte ihm stundenlang zusehen, bei allem was es tut. Ich bin davon fasziniert, wie der Mensch interagiert, wie er reagiert, wie er sich Probleme schafft, ohne dass er zuerst an die Lösung denkt.

Frage: Ein Song des Albums heißt "God knows", in "Ashes to ashes" werden Bibelauszüge zitiert. Sind Sie religiös?

Sadler: Ja, ich bete. Auch Rockmusiker glauben an Gott. Aber bin ich deswegen religiös? Was mich an der heutigen Religion stört ist, dass sie zu sehr institutionalisiert ist. Mich stört auch der kommerzielle Aspekt in der institutionellen Religion. Gerade in den USA wird mit dem Glauben ein großes Geschäft gemacht. Ich glaube an eine Kraft, die lenkt. Ich glaube an Yin & Yang. Ich glaube an den Kreislauf des Lebens. Einer Oma über die Straße zu helfen kann manchmal "religiöser" sein, als täglich die Bibel zu lesen.

Frage: Woran liegt es, dass solches Gedankengut in Songs einfließt?

Sadler: Vielleicht daran, dass diejenigen, die die Rockmusik machen, älter werden und sich übers Älterwerden genausoviele Gedanken machen, wie jene, die "nur" der Rockmusik zuhören.

Frage: Hat sich Ihre Sichtweise übers Älterwerden im Laufe der Jahre geändert?

Sadler: Ja, sie hat mich jünger werden lassen. Ich bin froh, Erfahrungen zu machen, ohne geistig zu altern. Gegen das physische Altern kann sich niemand wehren, aber die Jugend im Kopf kann man sich bewahren.

Frage: Was hat Sie ins Saarland geführt? Und wie sieht Ihr Alltag aus?

Sadler: Ich lebe seit 1991 im Nordsaarland. Damals waren wir für Studio-Aufnahmen hier, ich lernte meine Ehefrau kennen und lieben und schlug Wurzeln. That's it. Hier fühle ich mich wohl, hier lebe ich als Privatmann.

Der Rock'n'Roll-Zirkus hört hinter meiner Haustür auf. Deshalb rede ich auch nicht so gerne über mein Privatleben. Zuhause ist das Leben eines Rock'n'Rollers ziemlich langweilig. Mittlerweile lebe ich aber nur die Hälfte des Jahres im Saarland, den Rest in Los Angeles. Ansonsten verbringe ich meine Zeit mit Schreiben, Nachrichten und Sport gucken.

Das Gespräch führte CHRISTOF GRAF



Thanks to Wolfgang Bielen

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