Stuttgarter Nachrichten, 17.04.2001: Interview Jim Gilmour
Die kanadische Rockgruppe Saga kommt mit ihrem neuen Album "House of Cards" ins LKA
"Was bedeutet heute schon progressiv?"
Wind Him Up" oder "Scratching the Surface" waren in den 80ern Welthits. Der Erfolg hat Saga nicht verbogen - die kanadische Band blieb zusammen und hat konsequent weiter an ihrer Version des progressiven Rock gefeilt. Mit dem Album "House of Cards" sind Saga nun wieder unterwegs - und spielen heute, Dienstag, um 20 Uhr im LKA. Unser Mitarbeiter Henning Dedekind sprach mit Saga-Keyboarder Jim Gilmour.
Herr Gilmour, mit Ihrer neuen CD greifen Sie Ihre Idee der Konzeptalben-Reihe wieder auf. Erfährt man jetzt endlich mehr über die geheimnisvolle Geschichte hinter den Saga-Platten?
Wir haben das alles vor langer Zeit festgelegt. Wie bisher üblich, müsst ihr aber selbst herausfinden, was in den Songs versteckt ist. Diese Information geben wir niemals heraus. Es ist nämlich viel interessanter, was die Fans da hinein interpretieren. Ihre Geschichten sind oft besser als unsere.
Ist "House of Cards" auch ein nostalgischer Blick zurück auf den Prog-Rock?
Musikalisch machen wir einfach das, was wir am besten können. Ich hoffe, dass es den Leuten gefällt. Was bedeutet heute schon progressiv? Das ist wie mit dem Jazz - das ist nur ein weiterer Begriff für Leute, die Dinge in einen Zusammenhang stellen. Wir nennen es einfach Musik. Nach über zwei Jahrzehnten haben Saga eine bewegte Bandgeschichte hinter sich . . .
Das ist wie mit jedem anderen Job: Wenn man etwas eine Weile macht, gibt es Höhen und Tiefen. Wir machen das aber nicht nur des Geldes wegen. Wir lieben unseren Job.
Wie schwierig war da Ende der 80er Jahre die Rückkehr in die kleinen Clubs?
Wir spielen einfach gerne. Eine Weile ging es uns ganz gut, wir hatten ein paar Hits und spielten in großen Stadien. Wenn du einen Hit hast, kommen alle möglichen Leute zu deinem Konzert - nur um den Hit zu hören. Das sind aber keine richtigen Fans. In den kleineren Clubs spielt man vor einem reinen Fan-Publikum.
Saga treten auch 2001 in Originalbesetzung auf. Wie hält man es so lange zusammen aus?
Ich bin ja erst seit dem dritten Album dabei, aber der Rest der Band betrachtet mich inzwischen wohl als Originalmitglied. Wir sehen uns nicht sehr oft, da wir sehr verstreut leben. Aber wenn wir uns zu Aufnahmen zusammenfinden, ist das wie ein Familientreffen. Es ist schön, sich mal wieder zu sehen und genauso schön, sich danach wieder zu trennen (lacht).
Hat sich die Zusammenarbeit verändert?
Wir verbringen nicht mehr ein halbes Jahr im selben Zimmer, um Songs zu schreiben. Für "World's Apart" haben wir ein paar Monate lang in einem Haus in Maidenhead in England gelebt. Ich glaube, wenn wir das heute noch mal machen würden, würden wir uns gegenseitig umbringen.