Interview 1999
www.hmbreakdown.de
SAGA, wer kennt sie nicht. Seit über 20 Jahren gibt es diese Rockband und ist in der Musikbranche nicht mehr wegzudenken. Sie hat in diesen Jahren 13 Alben veröffentlicht. Jetzt ist ihre neueste Scheibe "Full Circle" erschienen. Ich hatte das Glück mit Mike Sadler über die letzte Produktion zu reden.
SAGA hat sich 1977 gegründet und bis 1987 brachtet Ihr 8 Alben heraus, dann gab es eine Pause bis 1993.
- Nein. 2 Bandmitglieder verließen uns, Keyboarder Jim Gilmour und der Schlagzeuger Steve Negus.
Warum verließen Jim und Steve SAGA?
- Wir hatten viele Jahre eng zusammen gearbeitet, der Keyboarder, der Schlagzeuger ... ich ... der Gitarrist ... dann gab es musikalische Differenzen und wir trennten uns. Jeder ging seinen eigenen Weg, obwohl es uns allen klar war, dass unsere Trennung nicht endgültig sein würde. Jeder brauchte Zeit ... für sich, seine Ideen. Nach sechs Jahren sind wir dann wieder zusammen gekommen. Und alles war wieder in Ordnung.
Von 1993 bis jetzt habt Ihr 5 weitere Alben herausgebracht. Das neueste Album heißt "Full Circle". Was verbindet Ihr mit diesem Namen?
- Alles kommt wieder. Sich an die eigenen Anfänge zu erinnern ... und zurückzukehren. Wenn du negative Energie weiter gibst, dann wird sie eines Tages zu dir zurückkommen. Wenn du positive Energie weiter gibst ... kommt sie vielleicht am nächsten Morgen zu dir zurück oder am übernächsten Tag ... wenn du wirklich positive Energie brauchst, weil du ganz unten bist, dann wird sie zu dir zurück kommen. Mit dem Album "Full Circle" wollten wir uns auf unsere Anfänge in der Musik zurückbesinnen, ohne an Plattenfirmen oder Studios denken zu müssen. Wir wollten Songs kreieren, die uns Spaß machen, die unsere Musik ausmachen. Alles kommt wieder.
Und Ihr habt euch an eure Anfangszeit zurückerinnert?
- Manchmal denke ich, wir machen seit zweiundzwanzigeinhalb Jahren Musik, manchmal glaube ich, es sind fünfzehn Jahre und manchmal habe ich das Gefühl es sind nur zwei Wochen. Wenn wir an Songs arbeiten, dann werden die Tage sehr lang ... mitunter sind sie 18 Stunden lang. Wenn wir in Studio arbeiten, dann habe ich das Gefühl es sind nur zwei Wochen ... wenn wir Songs kreieren ... für die Show auf der Bühne. Auf der Bühne stehen, das ist ...
... das Leben?
- oh ja. Fünf Minuten bevor ich auf die Bühne gehe, denke ich: "5 Minuten!", dann bin ich sehr nervös und ich möchte am liebsten gar nicht los gehen, weil es dann nicht mehr lustig ist ... es ist dann nur ein - Job. Auf die Bühne zu gehen für diese lange Zeit des Konzerts. "5 Minuten" ... und ich gehe los, durch die Gänge und atme tief ein ... versuche mich auf dem Weg zu entspannen ... durch ein- und ausatmen das Lampenfieber in Griff zu bekommen ... und dann stehe ich auf der Bühne vor dem Publikum, sie fangen an mit mir zu singen, und ich lebe ... aber wenn ich kein Lampenfieber hätte, dann würde ich denken: "Okay, ... 5 Minuten ... ich gehe zur Bühne ... dann singe ich meine Songs ... mit den Fans zusammen ... singe dieses und jenes Stück ... sage irgendwann "Danke schön und Gute Nacht" und gehe, als wenn ich auf ein Papier geschrieben hätte: Das Konzert dauert so lange und das singe ich und dann gehe ich - das wäre dann nur ein Job.
Ich denke, die Fans hören es, wenn eine Band gerne spielt oder nur ihren Job macht.
- Die Leidenschaft zur Musik. Genauso wie bei dem Album "Full Circle" - zurück zu unseren Anfängen ... unseren "Kult-Songs". Die Leidenschaft ist wieder da - mein Herz ist dabei, wenn ich die Songs höre. Das ist das ... wir haben in einer langen Zeit viele Schallplatten und CDs gemacht. Ich mag es, zu Hause mit älterem Songmaterial zu arbeiten. ... ich mag es ... Wenn wir ein neues Album kreieren - wir arbeiten sehr lange an unseren Stücken - und ich höre sie danach nicht mehr ... ich habe dann eigentlich erst beim Konzert wieder mit den Songs zu tun. Es ist sehr interessant sich dann wieder auf die Musik einzulassen.
Wenn ich das Album "Full Circle" mit dem Album von 1993 "The Security Of Illusion" vergleiche, dann muss ich sagen, das ich sie total unterschiedlich finde.
- Inwiefern?
"Full Circle" erinnert mich an die Anfänge und ...
- (Lachen) Wir sind zurück. Jeder von uns ...
Wann habt ihr mit der Produktion von "Full Circle" begonnen?
- Ja ... die Härte ist ... ich glaube, das war das schnellste Album, das wir je produziert haben. In fünf Wochen!
Fünf Wochen?
- Wir wohnen weit auseinander ... Deutschland - Los Angeles - Kanada. Jeder von uns arbeitete selbstständig an neuem Material und als wir genügend Ideen zusammen hatten, haben wir uns dann bei Jim in Los Angeles getroffen, um zu entscheiden, welche Songs wir für das Album nehmen und wie wir sie gestalten wollen. Für zwei Wochen waren wir bei Jim in Los Angeles und drei Wochen lang haben wir im Studio ausprobiert ... es gab immer wieder Änderungen ... neue Ideen ... musikalische Effekte ... bis wir endlich live einspielen konnten, die Energie war da, die Leidenschaft ... . Nach fünf Wochen war der größte Teil des Albums fertig gestellt.
Sehr schnell.
- Ja. Fünf Wochen, das ist nicht immer so. Es gibt Produktionen, da läuft nichts. Du sitzt mit fünf Personen im Raum und du hast keinen Song. Okay, lasst uns einen Song kreieren ... wie fangen wir an? Wer beginnt zuerst mit dem Spiel ... es ist zeitweise sehr schwer ... Manchmal kommst du gut voran und es arbeitet, manchmal klappt nichts. Einen Song zu gestalten ist ein sehr langer Prozess. In der Zwischenzeit passieren viele Dinge ... ich z.B. schreibe das was ich fühle ... und wenn dann die einzelnen Teile zusammenkommen - Text und die Musik - dann wird es interessant ... wenn du es anfängst zu mögen, wenn deine Phantasie angeregt wird ... wenn die Keyboards dazu kommen ... die Gitarrenparts ... das Schlagzeug ... wenn es zu arbeiten beginnt.
Was war eure Inspiration oder wie war euer Gefühl zu diesem Album?
- ... das Leben ... das war kein bestimmtes Gefühl, sondern ... vielleicht, was machen wir als nächstes ... Ich werde oft inspiriert. Ich denke Inspiration ist kein konkretes Denken ... wenn ich fühle, um etwas schreiben zu müssen ... Inspiriert wirst du manchmal auch durch das, was im Fernsehen passiert oder durch die Zeitung. Es gibt Tage, da denke ich ... ich habe große Lust etwas zu schreiben, einen neuen Song ... und ich setze mich hin für vier oder fünf Stunden und es kommt nichts dabei herum ... und manchmal setze ich mich um vier Uhr morgens hin und schreibe in einer Stunde einen neuen Song, von Anfang bis Ende.
Entsteht der Text zuerst oder ist als erstes die Musik da?
- Der Text wird immer als letztes dazukommen. Als wir in unseren Anfängen waren, da war die Musik immer zuerst fertig. Und wir dachten: "Oh, oh ... wie soll es gesungen werden? Über welches Thema sollen wir singen? Und ich dachte mir, als erstes muss ich die Musik fühlen. Was empfinde ich, wenn ich die Musik höre? Was sagt mir die Musik? So entstand jetzt bei "Full Circle" in mir die Lyrik, der Text und die Melodie um vier Uhr morgens. Später haben wir dann an dem Song gearbeitet. Heute kann es passieren, wenn mich die Musik berührt ... und ich eine gute Melodie habe und einen sensiblen Text, kann es sein das die Musik "um den Song herumgebaut" wird.
Ich habe bei "Full Circle" das Gefühl, es handelt sich hier um eine Geschichte, die in mehrere Kapitel unterteilt ist.
- Es gibt drei Kapitel auf dem neuen Album. Wir endeten mit Kapitel 8 und ich denke das Kapitel 10 ist das Ende der Geschichte ... Vielleicht werden auch wir irgendwann mit der Geschichte fortfahren ... Vielleicht ist es auch Zeit mit dem Thema Kapitel ganz zu enden. Es sind auch eigentlich keine "Kapitelsongs", obwohl was geschieht zwischen diesem und jenem Song ... es ist wie ein Puzzle ... zu Beginn waren alle Kapitel wie ein Puzzle ...
Story: Gabi Peiter
Quelle: http://www.hmbreakdown.de/Archiv/S/Saga_09-99/saga_09-99.html