Saga Michael Sadler
Interview 1999

Vor 2 Jahren tourten sie zuletzt durch die Republik und feierten ihr Zwanzigjähriges Bandjubiläum – sogar wieder in Originalbesetzung. Vorangegangen waren Alben, die mal weniger, mal noch weniger an die anfänglichen Erfolgstage anknüpfen konnten – weder kompositorisch, noch kommerziell. Live merkte man dann allerdings wenig Unterschied zu den “großen” Zeiten – volle Hallen und ein begeistertes Publikum, das noch immer die Hits wie “Humble Stance”, “Don´t be late” oder “On the Loose” feierten. 1999 kommen sie wieder, und mit einer neuen CD, die nach einem “Full Circle” richtig an die (“guten”) alten Tage erinnert.

Glückwunsch zur neuen CD! Endlich mal wieder ein Volltreffer, oder?

Ja, es ist die erste Saga-CD seit vielen, vielen Jahren, die ich mir auch zu Hause anhöre. Sie ist toll. Normalerweise höre ich unsere CDs nicht. Ich nehme die Musik auf und das nächste Mal das ich sie höre ist im Radio oder live. Dass ich sie zuhause wirklich “höre” ist mir, glaube ich, zuletzt bei unserem Debüt passiert. Damals war man natürlich mächtig stolz.

Und dieses Mal ist´s richtig Hundertprozentig?

Niemals 100%. Wenn man 100% erreichen würde, worauf könnte man für die nächste CD blicken. Es gibt immer Sachen, die man im Nachhinein vielleicht anders machen würde, aber das ist o.k..

Ihr habt allerdings in der Vergangenheit auch einige CDs gehabt, die – wenig überraschenderweise – nicht so gut bei den Fans ankamen – beginnend mit “The beginners Guide...” war eigentlich jede zweite CD immer etwas, sagen wir "seltsam" ... aber mit dem neuen Album seid Ihr ja wieder auf der positiven Seite!

Ich glaube, als Künstler darf man nie immer das selbe machen, das würde langweilig werden. Aber unsere Fans vergeben uns viel.

Hofft Ihr...

Es scheint so. Ich meine, wir würden nicht 22 Jahre zusammen sein, wenn es nicht so wäre. Wenn sie mal von einer CD etwas enttäuscht sind, testen sie doch immer noch die nächste an. Und wir haben, ehrlich gesagt, aufgehört, auf irgend jemanden zu hören, wenn wir eine neue CD machen. Wenn wir einen Song mögen, nehmen wir ihn auf.

Im Info der Plattenfirma stand, ihr hättet eure alte Art des Songschreibens wiedergefunden.

Das meint genau das. Dass wir uns keinen Regeln oder was auch immer unterwerfen. Wie beim Debüt 1977. Ich meine, wir wußten nicht, wie Saga klingen würden, wir hatten nur ein paar Songs, und haben die aufgenommen. Und beim neuen Album haben wir uns auch keine Regeln oder Grenzen auferlegt, und sind genauso unvoreingenommen an die Produktion gegangen. Wir haben bei einigen der Alben, die Du wahrscheinlich meinst mit “seltsam”, auf andere Leute gehört, die meinten, wir sollten kommerzieller werden, aber “now we´ve come ´full circle`” – also zurück dahin, was wir meinen, was richtig ist.

Was hat es mit den “Chapters” auf sich, von denen ihr auf allen ersten Alben welche hattet, dann lange Zeit nicht, jetzt gibt es wieder 3 davon.

Es existiert eine Geschichte, die wir quasi als Fortsetzungsroman über die Alben verteilt haben. Ich kann aber nicht viel mehr verraten, weil noch ein paar Kapitel fehlen. Wir müssen also noch mindestens zwei CDs machen. Aber vielleicht kommen ja sogar noch ein paar Kapitel dazu...

Das Buch ist also noch nicht fertig?

Die ´basic story line´ stand schon immer fest, aber es ist schon so, dass über die Jahre die Kapitel erst ausformuliert wurden. Bei einigen Stücken sagen wir einfach, lass uns das zum “Chapter” machen. Es ist ein bisschen melancholisch, also passiert jetzt das und das... wir waren bei Chapter 8, also könnte das jetzt, sagen wir, Chapter 10 werden. Und im Nachhinein füllen wir die Löcher. Die Hauptfigur tauchte ja schon auf dem Cover der ersten 3 Alben auf, jetzt ist er wieder auf dem Cover, und es ist eine Science Fiction Story, die Jim (Crighton, Gitarre) und ich geschrieben haben. Aber, wir gesagt, sie ist noch nicht fertig. Wenn sie fertig ist, könnte man sie zu einem Film verarbeiten, oder so, wir werden mal sehen.

Wenn Du keine Saga-CDs hörst, was hörst Du privat.

Ich habe eigentlich keine speziellen Vorlieben mehr. Früher war ich da puristischer – Genesis, Gentle Giant, etc, und alles andere war Mist. Aber mittlerweile habe ich da keine Grenzen mehr. So lange es sich ehrlich anhört, was aus den Boxen kommt, ist es ok.. Wir haben sogar einen Radiosender, “Rockland Radio”, den kann man gut hören.

Was hat Dich nach Saarbrücken verschlagen?

Meine Frau kommt aus dem Saarland, ist da aufgewachsen und hat ihre Familie da.

Und man trifft Dich im Saarbrückener Nachtleben?

Ich gehe nicht aus. Einkaufen oder Essen gehen, klar, aber nicht in irgendwelche Clubs abends.

Somit kannst Du also nicht groß von den Fans belagert werden?

Nee, und es weiß ja auch keiner, wo ich genau wohne. Es ist nicht direkt in Saarbrücken, sondern ein kleiner Ort in der Nähe mit ca. 8000 Einwohnern, den Namen sag ich aber nicht. Und die Leute aus dem Ort interessiert´s nicht, selbst wenn sie es wissen sollten, wer ich bin. Es ist ein sehr gemütliches, kleines Dorf. Da leben wir seit 8 Jahren leben wir da zusammen. Vor ein paar Jahren gab es mal einen, der vor der Tür stand, und alle Platten signiert haben wollte, aber ich habe keine Ahnung, woher er die Adresse wußte. Und ich habe auch nur signiert, nachdem er mir versprochen hatte, es nicht weiterzuerzählen.

Du wohnst in Deutschland, Jim in L.A., der Rest in Kanada - wie klappt die Zusammenarbeit, wenn ihr über so viele Staaten verteilt seid?

Wir schreiben jeder Songideen zuhause, wir hatten dieses Mal jeder 10-15 Songs, stellen sie den anderen vor, und nur die Stücke, denen jeder von uns Fünf wirklich vollkommen zustimmen konnte, wurden genommen. Es hätte sonst auch keinen Zweck, denn wenn einer nicht voll hinter dem Song stehen würde, würde sein Part auch dementsprechend weniger enthusiastisch eingespielt werden. Wir haben die besten 10 Stücke gewählt, völlig unabhängig davon, wer was geschrieben hat.

Du hast mir auf der letzten Tournee mal erzählt, dass Du an einem Solo-Album arbeitest – was ist daraus geworden?

Es ist noch nicht fertig. Ich hab´s nicht eilig. Das ist das schöne am Soloalbum, man kann machen, was man will, wann man es will, und mit wem man will. Es geht um keine finanziellen Beweggründe, nur um den Spaß, und erst wenn ich meine, es ist “komplett”, wird´s veröffentlicht.

Ihr spielt ja eigentlich Solo-Tourneen, aber gibt es eine Band, mit der Du gerne eine Tour oder einen Gig bestreiten würdest?

Keine spezielle. Es gibt viele, mit denen ich nicht spielen wollte, aber die Hauptsache ist für mich, dass die Vorgruppe zum Hauptact passt. Sonst macht es keinen Sinn – kommt aber immer wieder vor. Die seltsamste Zusammenstellung, die ich je gesehen habe war in Toronto, als die frühen Genesis für Lou Reed eröffnet haben. Gabriel mit all seinen Masken usw. vor einem Lou Reed-Publikum – die haben natürlich alle gepfiffen und gebuht. (Ich nicht.) Aber ich könnte jetzt nicht sagen, mit denen oder denen will ich zusammenspielen. Ich bin kein Teenager mehr!

Dein Manager ruft Dich an und sagt, Ihr seid #1 – über welche Chartsführung würdest Du Dich am meisten freuen?

Jede. Ganz egal. Kann auch in Litauen sein, aber eigentlich sorge ich mich nicht um Chartsnotierungen.

Ein Werbefuzzi fragt Dich nach einem Song – für welches Produkt würdest Du werben wollen?

Viele, aber ich kann Dir erzählen, wofür nicht. Alkohol und Zigaretten zum Beispiel. Wir wurden vor vielen Jahren mal von einer Zigarettenfirma gefragt, - für viel Geld – ihren Namen auf´s Poster drucken zu dürfen, aber das wollte ich nicht. Das ist unterbewußte Werbung für etwas, was wenig werbungswürdig ist, und das will ich nicht.


Quelle: http://www.ralf-koch.de/Interviews/Interviews-Saga99.htm

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