Nach zwei halbgaren offiziellen Live-DVDs kommt mit „Worlds Apart Revisited" der erste wirklich gelungene SAGA-Konzertmitschnitt. Die vor einigen Jahren veröffentlichte „Silhouette" betrachtete die Geschichte der Band mit Interviews, Videoclips und Live-Schnipseln aus der Vergangenheit, die 2004 erschienene „All Areas" enthielt die Aufnahme des Konzerts in Bonn zum 25. Geburtstag, die darunter litt, dass das Konzert nicht komplett darauf zu finden war und zudem die Reihenfolge der Songs vertauscht war.

Beim dritten Versuch hat die Band jetzt alles richtig gemacht: „Worlds Apart Revisited" zeigt das komplette, zweistündige Konzert aus Pratteln in der Schweiz, das im Rahmen einer kurzen Weihnachtstournee im Dezember 2005 aufgenommen wurde. Diese Tour diente auch dem Zweck, den neuen Drummer Brian Doerner vorzustellen. Dieser gibt der Musik der Band merklich mehr Druck und Feuer. Auch der Rest der Band agiert sicher und mitreißend wie immer: Gitarrist Ian Crichton und Keyboarder Jim Gilmour bei ihren waghalsigen, superschnellen Soli auf die Finger zu schauen, macht ohnehin großen Spaß. Die acht Keyboards umfassende Synthesizerburg macht auf jeden Fall einiges her, auch wenn nur drei davon gleichzeitig gebraucht werden. Sänger Michael Sadler ist gewohnt gut bei Stimme und zieht seine üblichen Zampanospielchen mit dem gut mitgehenden Publikum ab. Sollte man gesehen habe, ist aber sicherlich Geschmackssache. Die Lightshow ist einfach und stilvoll gehalten, dafür aber sehr effektiv. Die DVD an sich weiß durch ruhige, klassische Schnitte und eine edle Aufnahmequalität zu überzeugen. Es ging der Band hier offensichtlich darum, ihre Klasse pur darzustellen und nicht durch zu viele Lichteffekte oder nachträgliche Videoschnittbearbeitung künstlich hochzupushen. Leider gibt es gelegentlich Aufnahmen, in denen man in störenden Bildausschnitten zu deutlich Kameramänner sieht. Dafür weiß der druckvolle, aber präzise und beinahe zu sterile 5.1.-Sound zu gefallen. In dieser Disziplin zeigt sich einmal mehr, was für Perfektionisten hier am Werk sind: Jedes Instrument ist jederzeit klar zu orten und mit unheimlicher Brillanz zu vernehmen. Ergebnis des hohen Anspruchs der Band, der unter anderem durch die enorm aufgeräumte Bühne, auf der kaum ein Kabel zu entdecken ist, verdeutlicht wird.

Das Konzert selbst glänzt mit einer gelungenen Setlist und Dramaturgie, lediglich der (vielleicht zu oft gespielte) Klassiker „The Flyer" fehlt. Dafür gibt es viele alte Songs, darunter mit „The Pitchman", „Give Em The Money", und „We've Been Here Before" auch Stücke, die eher selten gespielt werden. Als besonderes Schmankerl spielte die Band ihr Erfolgsalbum „Worlds Apart" von 1981 komplett und in der originalen Songreihenfolge. Das macht das ursprüngliche Studioalbum aufgrund des frischeren Sounds und des druckvolleren Spiels im Grunde überflüssig. Die neuen Studioalben kommen vielleicht etwas zu kurz, lediglich zwei Songs stammen aus den Werken ab dem Jahr 2000.

Als Bonus gibt es noch eine zweite DVD dazu, auf der sich einige Aufnahmen aus den Jahren 1981 und 1982 befinden. Außerdem hält sie eine Foto-Galerie und einen lustigen, 15-minütigen Rückblick der Band auf die Produktion des dazugehörigen Studioalbums „Worlds Apart" mit dem Titel „Worlds Apart Road Stories" bereit. Hier plaudern vor allem Keyboarder Jim Gilmour und Gitarrist Ian Crichton aus dem Nähkästchen und erzählen einige Anekdötchen, die zwar wirklich wenig mit dem Album an sich zu tun haben, dafür aber unterhaltsam sind. Michael Sadler nutzt seine Zeit dafür, wieder einmal den Showmaster raushängen zu lassen. Er liebt es eben, seine Rolle zu spielen. Ein bisschen schade ist, dass Teile der alten Konzertaufnahmen schon auf anderen DVDs verwendet wurden oder vor Urzeiten als Video erschienen sind. Unter eingefleischten Fans wird dieses Material also größtenteils bekannt sein. Nichtsdestotrotz eine nette Beigabe.

Letztendlich darf man aber froh sein, dass es die Band doch einmal geschafft hat, eine gelungene Live-Aufnahme zu veröffentlichen. Insbesondere nach dem nun (für Ende 2007) geplanten Ausstieg von Sänger Michael Sadler ist das ein schönes Abschiedsgeschenk an die immer noch zahlreichen Fans, eine schöne Erinnerung an viele tolle Konzerte und auch ein tolles Kleinod zum 30. Geburtstag der Band, der sich auf den 13. Juni 2007 datiert.

Das Konzert gibt es übrigens auch als Doppel-CD und Limited Edition mit allen vier Disks in edler Verpackung. Well done!
Bewertung: 9/10
Redakteur: Sebastian Mack


Quelle: http://www.metal1.info/reviews/reviews.php?rev_id=2318

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