Fast 30 Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel und noch kein bisschen müde - das sind Saga 2006, die uns mit "Trust" ihr siebzehntes (!) Studiowerk präsentieren. Unverbraucht, ja frisch und energiegeladen klingt das jüngste Werk der Sagenhaften.
Freilich hat sich Saga auf "Trust" nicht neu erfunden, doch der kanadische Erfolgs-Fünfer zieht virtuos alle Register seines Könnens und seiner langen Erfahrung. Souverän verbannt man so manche der jüngeren Prog-Rocker hinter die Schulbänke. "Viel ihr noch lernen müsst", würde Altmeister Yoda kommentieren. Ja, von den reifen Männern kann man sich durchaus noch etwas abschauen.
Ohne altbacken zu wirken, besticht "Trust" durch symphonischen Rock, dem man anmerkt, dass er in den 1970ern seinen Anfang nahm. Der Charme dieser Zeit schwingt einfach unüberhörbar mit. Und Songs wie "Back To The Shadows", "I'm OK" oder "It's Your Life" zeigen, dass man auch noch nach Dekaden genug Pfeile im Köcher hat, um mehrmals ins Schwarze zu treffen.
Ich hätte aber auch andere Tracks nennen können, denn "Trust" hat das, was vielen Bands heutzutage fehlt: überzeugende Songs - und zwar durchgehend; nicht nur ein, zwei Hits, sondern jeder Song hat Klasse. Hier hat man es mit Leuten zu tun, die komponieren können, und zwar richtig: virtuose Keyboard-Einlagen, Soli-Duelle, einprägsame Refrains und überraschende Breaks gehen so fließend ineinander über, dass alles trotz großer Komplexität sofort greifbar wird. Spielerisch, ohne flach zu sein, virtuos, ohne anzustrengen.
Saga gehören in die gleiche Liga wie Rush, Peter Gabriel oder auch Motörhead - Bands, die über die Jahre reifen, aber nie alt werden. Das verdient Respekt, denn Gegenbeispiele gibt es ja zur Genüge.
Christian Liederer
Quelle: http://discover.de/kritiken/sites/Saga2006-06-27.html