Review vom: 24.03.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 27.03.2009
Label: Inside Out

In Anbetracht der Dringlichkeit vieler Fragen gibt es heute keine floskelhafte Einleitung, sondern sofort Antworten:

Ja! Der „Neue‟ - Rob Moratti - ist ein wahrer Sangesgott und ein Glücksgriff für die Band.
Nein! Er lässt sich nicht mit Michael Sadler vergleichen, da komplett andere Stimmlage.
Ja! Die Band klingt anders als vorher.
Ja! Viele Fans werden zunächst leicht geschockt sein.
Nein! Das neue Album ist kein Reinfall geworden, sondern der beste Saga - Output seit „House of Cards‟.

Danach sieht es beim knapp 7 - minütigen Opener und Titelsong jedoch noch nicht aus. Diese knüppelharte, nahezu instrumentale, lediglich die Worte „The Human Condition‟ sind per Vocoder zu hören, wuselige Prog - Abfahrt würde ich vielleicht bei Symphony X erwarten, nicht aber bei Saga.
Und dann noch zu Beginn...nee, viel zu lang. Völlig falsch platziert, der Track.
Doch aller Groll verfliegt mit dem Übersong „Step Inside‟. Wobei: Nach Saga klingt auch dieser Überhammer recht wenig. Ich wähne mich hier eher im skandinavischen Prog - Universum mit Bands wie Cloudscape oder Pagans Mind. Das ist zweifellos Metal, liebe Freunde!
Ändert aber nix an der Klasse des Songs bei dem auch endlich Rob Moratti seine beeindruckende Visitenkarte abgeben kann. Was für ein Stimme, was für ein Refrain, was für ein mächtiger Soundteppich!! Hier stimmt jede Feinheit.

Doch Gemach, nur keine Angst; jetzt wird erst mal wieder etwas gediegener.
Das ergreifende „Hands Of Time‟ hätte locker auf dem letzten Album stehen können und ist ähnlich wunderschön wie „10.000 Days‟. Spätestens ab jetzt wird jeder Hörer dem neuen Mann am Mikro hilflos ergeben sein. Unglaublich, wie viele Facetten der Mann aus Toronto bei dieser Ballade in seinen Gesang einbringt. Seinen Stil würde ich mal ganz vorsichtig als eine Art Steve Perry (Journey) mit rohem Touch bezeichnen.
Ja, Journey ist ein gutes Beispiel, denn „Avalon‟ ist ein Earcatcher mit einer so fröhlichen Melodie, dass die Nummer sogar Chancen hätte, im Lokalradio gespielt zu werden. Natürlich gibt es hier die üblichen Saga Trademarks zu hören, doch im Grunde reden wir hier von einem lupenreinen AOR - Track - aber einem verdammt geilen, der einfach nur glücklich macht.

Nun können sich wieder die Traditionalisten freuen, denn „A Number With A Name‟ ist absolut Saga - typisch. Eine locker - flockige Nummer mit der markanten Gitarre und den unverkennbaren Keys, vergleichbar mit „Streets Of Gold‟ oder „Runaway‟.
„Now is Now‟ driftet durch seine fast hypnotische Stimmung und den elektronischen Bombast in New Art Rock - Gefilde ab, wie sie von Bands von Porcupine Tree beackert werden. Der fast zuckersüße und hymnische Refrain lässt die Nummer gottlob aber nicht in diese neumodische Depri Stimmung verfallen. Ein Song, der nicht sofort zündet, aber mit jedem Hören wächst.
In die Kategorie „Spätzünder‟ fällt „Let It Go‟ dagegen ganz und gar nicht. Das flotte Ding präsentiert nämlich auf wunderbare Weise, wie Saga anno 2009 klingen: Progressiver und trotzdem eingängiger! Möglich, dass es am neuen Sänger liegt, der den Stücken eine Prise US Arena - Feeling verpasst und sie dadurch eingängiger erscheinen lässt. Möglich, aber im Endeffekt auch egal. Wenn das Essen schmeckt, ist mir das Rezept wurscht!

Die wunderbare neue Mischung des Saga Sounds setzt sich auch bei „Crown Of Thorns‟ fort. Man möge mir diesen Vergleich verzeihen, aber ich denke sehr oft beim Hören des Albums: „Mensch, das hört sich an, als wenn eine junge Band Progressive - Rock / Metal mit ganz vielen Saga Einflüssen macht‟. Gibt es ein größeres Kompliment für eine alteingesessene Truppe?
Der Rausschmeißer „You Look Good To Me‟ ist eine leicht funkige Gute - Laune Nummer, die irgendwo zwischen Glenn Hughes und Billy Joel hin und her pendelt. Dazu die üblichen Crichton / Gilmour Trademarks ach, was für ein herrlicher Abschluss!

Saga haben mit ihrem ersten Album nach Michael Sadler alles, aber auch wirklich alles, richtig gemacht!!
Sie haben sich einen Sänger geholt, der in der obersten Liga zu Hause ist, aber komplett anders als Sadler klingt.
Sie haben ihrer Musik einen frischen Anstrich verpasst, ohne auf alte Tugenden zu verzichten, die ihnen durch die etwas härtere Ausrichtung auch Fans aus dem Metal Lager bescheren könnte.
Sie haben ihr Scheibchen selbst produziert, damit ihnen wirklich niemand rein redet und der CD dabei einen Riesensound verpasst.
Und sie haben 8 wirklich fantastische Lieder komponiert (den Titelsong ignoriere mal ganz gönnerhaft).
Ein grandioser Neuanfang, den ich der Band nicht zugetraut hätte.
Ich freue mich riesig auf die Tour im April!


Quelle: http://www.squealer-rocks.de/cdreview.php?var=1885

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