Die kanadische Saga geht weiter, der Erzähler ist ein neuer und junger. Die Band hat aus ihrem angestammten Melodic Rock die knackfrische Dynamik erhalten und taucht mehr denn je in progressive Komplexe ein, ohne wirklich ganz und intensiv progressiv zu sein. Aber was bedeutet das schon.
Ich empfehle den Fans und Skeptikern, die CD mit dem ersten Stück zu beginnen. Der praktische Nebeneffekt: ihr könnt die Platte am Stück von Anfang bis Ende hören, gut, ist es nicht?!?
Da gibt es tatsächlich vertrackte Instrumentalarbeit, Keyboard und Gitarre teilen deftig aus. Macht gleich gute Laune und fesselt von Beginn. Wozu die alten jungen Männer in der Lage sind, mit ihrem neuen Mikromann, zeigt sich in den 9 Tracks ausgiebig. Schöne Instrumentalarbeit, irre schnelle Läufe, hart Rockendes, symphonisch Üppiges; rhythmisch bleibt die Crew allerdings ihrem Metier treu. Zwar waren Saga-Songs wohl noch nie so komplex wie heute, auch, was die Rhythmusausstattung betrifft, aber wer Progkomplexe gewöhnt ist und weiß, dass die Vertracktheitsskala praktisch unbremsbar in den Himmel schießen kann, empfindet die erstklassige Einspielung als netten Melodic Rock.
Im ersten Stück klingt der Sangeskünstler noch etwas scheu, er baut elektronische Verfremdungen um seine Stimmbandsounds, wohl, um die gespannte Gemeinde nicht sofort zu erschrecken. Ich erinnere mich noch an den ersten Asterix-Film, ich war geschockt, diese dämliche Stimme aus meinem Helden zu hören. Pfui Teufel! Rob Moratti, so heißt der Herr mit dem strengen Blick und der - doch - sehr interessanten und kraftvollen Stimme, passt so ganz und gar gut in den Bandsound, dass der Asterix-Effekt ganz und gar ausfällt und sich positive Stimmung einstellt. Was wird Michael Sadler dazu wohl meinen?!?
Ist schnuppe und egal. Gute Einleitung, nicht gleich die ersten knapp sieben Minuten des die CD eröffnenden Titeltracks mit der eleganten neuen Stimme zu beginnen und lieber deftig und ultraschnell zu rocken. Im zweiten Track, der viel eingängiger und deutlicher Melodic Rock ist, ihr Fans seid schon eingestimmt und locker geklopft, überraschen Band und Gesang mit altbekanntem Stil im erstklassig produzierten Sound. Schlicht gut.
Die 9 Songs zeigen viel überraschendes Material: progressive Komplexe, eingängig Stampfendes, metallische Gitarren, poppige Rhythmen. Saga erfinden sich nicht neu und bleiben sich treu. Und das mit einer ungemeinen Fülle guter Ideen. Wo die das nach den 1.000 Alben und 2.000 Jahren nur immer noch her haben?
Neuer Sänger? Ist angekommen.
Quelle: http://www.ragazzi-music.de/saga09.html