Saga - Marathon
Als in den 90er Jahren der große Siegeszug von Techno/House auf der einen Seite und HipHop auf der anderen Seite einsetzte, brachen für einige der "alten" Rockbands schwere Zeiten an. War diesmal vielleicht wirklich - wie schon so oft prophezeit - der Rock am Ende?
Auch die kanadischen Progressive-Rock-Heroen von Saga verloren in diesen Wirren kurzfristig ihre Orientierung. Nur wenig von dem, was die Band produzierte, konnte qualitativ an ihre großen Erfolge aus den späten 70ern und 80er Jahren anknüpfen. Mit ihren musikalischen Identitätssuche in den 90er verstörten Saga viele ihrer Fans - und auch die Musiker selbst schienen sich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. So gibt Basssit Jim Crichton anlässlich der Veröffentlichung von "Marathon", der neuen Saga-Scheibe, zu Protokell:
"Die neuen Songs knüpfen stilistisch genau da an, wo Full Circle und House Of Cards, und letztlich auch die erfolgreichsten Werke unserer Karriere angesiedelt waren: typisch Saga wie man uns seit den späten 70ern kennt. Experimente mit anderen Stilmitteln, wie sie zwischenzeitlich etwa auf Generation 13 oder Pleasure & The Pain zu finden waren, gibt es auf Marathon nicht.2
Das wird die Fans freuen, schließlich kauft man sich keine Saga-CD, um irgendwelches beliebiges Gedudel zu hören. Wer Saga liebt, der freut sich über eine gekonnte Mischung aus knackigen Gitarren und guten Keyboard-Sounds, der erwartet abwechslungsreiches Songmaterial, das mal fetzig daherkommen, aber auch eine ganz ruhige und entspannte Stimmung verbreiten kann und eine perfekte Produktion. All diese Zutaten enthält auch "Marathon" und stellt damit die 90er Jahre Alben Kanadier weit in den Schatten.
Und dennoch will nicht die richtige Freude aufkommen. Vergleicht man "Marathon" zum Beispiel mit dem Vorgänger "House Of Cards", der den Zuhörer schon nach wenigen Klängen in seinen Bann zog, erscheint das neue Album doch weniger inspiriert. Viele der Songs auf "Marathon" bleiben leider ein wenig konturlos, die großen Glanzlichter fehlen.
Dabei ist "Marathon" - wie schon gesagt - bei weitem keine schlechte Platte, man trauert nur den vertanen Möglichkeiten hinterher, denn die Brüder Crichton und ihre drei Mitstreiter können wesentlich besseres Material abliefern.
Quelle: http://www.rockpopnews.de/