"Dack, dadadaaaahdadack, dadadadack, dack".
Wer Anfang der Achziger nur annähernd etwas mit Prog- oder Synthie-Rock zu tun gehabt hatte, dem wird dieses Riff mehr als bekannt vorkommen.
Es gehört zu Wind Him Up und machte SAGA 1981 von einem Geheimtipp zu einer Starband im Rockbereich und die Platte "Worlds Apart" zu einem Megaseller.
Leider konnte man bei allen nachfolgenden Veröffentlichungen das Niveau nicht mehr halten und insbesondere als nach der Veröffentlichung von "Behaviour" der (temporäre) Split der Band vollzogen wurde, begann der Stern von SAGA nur noch schwach zu leuchten. Trotzdem hat sich die Band in ihrer fast 30-jährigen Geschichte eine Menge Fans erhalten können
Schätzungsweise 800 dieser Fans haben sich an diesem Abend nach Lübeck aufgemacht. Doch der Reihe nach...
Bis zur Ankunft in der Halle war mir nicht klar, ob an diesem Abend eine Supportband spielen würde. Selbst an den aufgehängten Schedule-Zetteln stand nur vielsagend "20:00 Uhr Support" drauf. Erst ein Blick an den Merchandise-Stand brachte Gewissheit darüber, dass PHÉBUS aus Basel das Vorprogramm bestreiten würden. Von der Band selbst hatte ich bisher noch gar nichts gehört, in ihrer schweizerischen Heimat hat sie es jedoch schon zu einiger Bekanntheit gebracht.
Pünktlich um 20:00 Uhr betrat PHÉBUS dann auch die Bühne. Die Voraussetzungen schienen dabei nicht sehr günstig zu sein. Zum einen war der Saal um 20:00 Uhr noch sehr spärlich gefüllt, die meisten Zuschauer gönnten sich im Foyer noch ein Bier. Zum anderen sind Traditionsrocker alles andere als ein leichtes Publikum. Gerade im leicht angetrunkenen Zustand werden desöfteren schon mal Rufe nach der Hauptband laut, während sich die Vorband immer noch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, abmüht.
Bei PHÉBUS kam es aber anders. Mit ihrem leicht alternativ angehauchten Melodic-Rock konnte die Band immer mehr Leute vom Tresen losreissen und in den Saal ziehen. Unterstützt durch die sehr extrovertierte Art von Sänger Giusy begann tatsächlich Stimmung aufzukommen, die zum Abschluss sogar in Zugaberufen aus dem Publikum endete. Das habe ich bei SAGA-Vorbands eigentlich noch nie erlebt und spricht für die Livequalitäten von PHÉBUS.
Kommen wir zum eigentlichen Hauptact des Abends. Ein bisschen skeptisch war ich ja schon. Ich habe seit 1985 schon mehrere SAGA-Konzerte (auch neueren Datums) besucht und immer hat irgendetwas die Begeisterung gehemmt. Entweder war der Sound grauenvoll, Michael Sadler stimmlich nicht auf der Höhe oder die Setlist einfach schlimm.
Doch der heutige Abend zauberte mir ein kleines Lächeln ins Gesicht. Sicherlich gab es diesmal auch die ein oder andere Panne. Jim Crichton fiel z.B. mehrfach der Moog aus und Steve Negus, der Brian Doerner für diese vorweihnachtliche Tour vertrat, merkte man an, dass er nicht hundertprozentig eingespielt ist. Aber ansonsten war der Gig perfekt - Supersound, Michael Sadlers Gesang glich dem eines Goldkehlchens und auch die Setlist war toll. Ich war lediglich ein wenig enttäuscht, dass See Them Smile nicht gespielt wurde, obwohl dieser Song Tage zuvor noch Bestandteil des Programms war. Und Images wünsche ich mir schon seit Jahrzehnten mal in der Originalversion - wär zu schön gewesen.
So spielte sich SAGA souverän durch alle Klassiker und Michael Sadler fand immer wieder entschuldigende Worte, wenn mal ein Song von der aktuellen Scheibe "Trust" gespielt wurde. Eigentlich schade, dass sich Bands dafür entschuldigen müssen, wenn sie auch ihre aktuellen Songs promotet wissen wollen.
Nach rund 100 Minuten entließ SAGA dann die begeisterte Fanschaft in den Lübecker Weihnachtsmarkt und hinterließ bei mir die Erkenntnis, dass es sich doch noch lohnt, zu SAGA-Konzerten zu gehen und dass die Konzerte im Nachhinein die besten sind, bei denen man positiv überrascht wird.
Setlist PHÉBUS:
The One, Change Your Heart, Nothing I Can Do, Never Be Enough, Time Machine, Man Without A Soul, Reason To Be, Rats, Echoes
Setlist SAGA:
Trust, That's As Far As I'll Go, Wind Him Up, Time's Up, The Flyer, The Perfectionist, You're Not Alone, Scratching The Surface (acoustic), Compromise, I'm OK, Runaway, You And The Night, On The Loose, Ice Nice, Humble Stance, Back To The Shadows
Encore:
Careful Where You Step, Dont Be Late
Kay Markschies