Sadler von Saga: kein Deutsch, aber Saarländisch
Mainz - Ausufernde Gitarrenriffs, garniert mit melodiösem Keyboardsound und der hohen, klaren Stimme von Sänger Michael Sadler: Das macht die Klasse der kanadischen Bombast-Rocker Saga aus.
Ein kleines, aber feines Livekonzert gaben die Kanadier jetzt in der modernen, sehr gediegenen Coface-Lounge beim FSV Mainz 05. Beim SWR-1-Hautnah-Konzert waren nur 500 handverlesene Fans dabei, die den Einlass zuvor beim Sender gewonnen hatten.
Im Mittelpunkt des Konzerts stand der walisische Ausnahmesänger Sadler (57), der zuvor im SWR-Interview bereitwillig Einblicke in sein Privatleben gab. "Ich spreche kein Deutsch, ich spreche nur Saarländisch", witzelte er. Das liege daran, dass seine dritte Frau aus dem Saarland stamme. 2007 hatte Sadler die Band verlassen und kam dieses Jahr zurück. Sein Sohn sei jetzt nicht mehr ganz so klein, sondern immerhin dreieinhalb Jahre alt, und er habe die Fans sehr vermisst, nannte Sadler die Gründe für sein Comeback.
Dass Saga nichts an musikalischer Klasse verloren hat, macht der knapp zweistündige Auftritt deutlich. Klassiker wie "How long" (1978) und "On the loose" (1981) stehen zu Beginn auf dem Programm. Die Zuschauer - alles ausgewiesene Saga-Fans, die aus dem gesamten Bundesland angereist waren - kennen die Texte komplett auswendig und singen jede Zeile euphorisch mit. Auch 05-Boss Harald Strutz ist dabei und hat Spaß. Bei so viel Begeisterung sind auch die gut aufeinander abgestimmten Musiker bestens aufgelegt. Sadler bedankt sich überschwenglich mit ausladenden, beinahe theatralischen Gesten. Zwischendurch unterstützt er Keyboarder Jim Gilmour. Der doppelte Keyboardeinsatz, untermalt von Gitarrist Ian Crichton, Bassist Jim Crichton und Schlagzeuger Brian Doerner, , sorgt für den bombastischen Sound von Saga. Dieser kommt auch in der für Konzertverhältnisse eher kleinen Coface-Lounge bestens rüber.
Nach der Ballade "Time's up" und dem gut tanzbaren "Humble stance" ist auch schon Zeit für die Zugabe, das rockige "Wind him up". Ausgestattet mit neuen 05-Schals, verlassen die fünf Rocker die Bühne. Das Konzert hat Lust auf mehr gemacht, wie etwa die kommende gemeinsame Deutschland-Tour von Saga mit einer weiteren Rocklegende, Marillion.
Oliver Gehrig
Rhein-Zeitung
