Konzertbericht aus der Süddeutschen Zeitung
"Saga"-Frontmann geht in den Ruhestand
Zeitreise in die Dekade der Dauerwellen
Seit 30 Jahren hat Saga eine treue Gemeinde. Jetzt feierte der charismatische Sänger Michael Sadler in München seinen Abschied von der Bühne - mit einem grandiosen Konzert.
Wörtlich übersetzt bedeutet Saga: Sage, Story, Generationsroman. Saga ist auch Großbritanniens führendes Seniorenmagazin. Und Saga war einmal eine ganz große Rockband aus Kanada, deren unverwechselbare Soundteppiche von E-Gitarre und Synthesizerklängen die achtziger Jahre prägten.
Saga war ein Statement. Und eine Art Kirchenchor mit treuer Gemeinde. Sie einte ein 30 Jahre bestehendes Glaubensbekenntnis, das wohl nur vergleichbar ist mit der Liebe der Fans ähnlichen Bombastrocks der frühen Genesis, von Gentle Giant oder vielleicht noch Yes. Nach bald 23 Alben mit einer Auflage von mehr als acht Millionen, überaus erfolgreichen Touren rund um die Welt, ausverkauften Hallen und dem ersten Konzert eine Westband hinter dem Eisernen Vorhang endete es am Mittwochabend in der Muffathalle.
Sagas charismatischer Sänger Michael Sadler gab in München sein Abschiedkonzert. Nun kann Saga eigentlich nur noch zum Synonym für Trauerspiel werden, denn seine Kollegen Jim Gilmour, Ian und Jim Crichton sowie der aktuelle Schlagzeuger Brian Doerner wollen weitermachen.
Doch vor dem Ruhestand ihres Frontmannes lieferte die Band noch ein grandioses Konzert mit Gänsehautgarantie. ‟Zwei neue Lieder - and then the old shit‟ hatte Sadler angekündigt und (bis auf die zusätzliche Titelballade der neuen CD "10.000 Days‟) Wort gehalten. Alle Hits von "On the loose‟, "Time‛s up‟, "Wind him up‟ über ‟The Flyer‟, "Humble Stance‟ und "Scratching the surface‟ wurden auf dem zweieinhalbstündigen Konzert abgefeiert. Es war, als hätte Saga eine Maschine aufgestellt und eine Ü-40-Party in Jeanshemden mit auf eine Zeitreise in die Dekade der Dauerwellen und Schnurrbärte mitgenommen.
Im besten Rockalter von 53 Jahren ringt Sadler mit einer schlüssigen Erklärung für seinen Ausstieg: Wenn man drei Jahrzehnte erfolgreich und ausgefüllt den gleichen Job macht und dann eines Tages aus seinem Fenster schaut, seinen Lieblingssong im Ohr hat - kann es passieren, dass einem plötzlich die Familie wichtiger als alles andere wird. Ein ergreifender Moment, als Sadler auf einem Barhocker einen Sologesang gibt, Wunderkerzen sich zu einem Meer erwachsen, Tränen fließen - und er sich mit stockender Stimme bei seinem Publikum bedankt: "Was ein Abenteuer! Danke für alles!‟
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/189/146847/