Augsburger Allgemeine Zeitung, 30.09.1997
Ein Abend zwischen Rock und Sahnetorte
Zu Saga-Konzert kamen noch 400 Fans in die Rockfabrik
Seit 20 Jahren gibt es Saga. Die kanadische Rocklegende kam bei ihrer Welt-Jubiläumstournee am Sonntagabend auch in die Fuggerstadt. Nur noch knapp 400 Fans fanden den Weg in die Rockfabrik, um den großen Hits des Quintetts zu lauschen.
"Ich war ein großer Fan dieser Band, als sie 1980 als Vorgruppe von Styx erstmals nach Deutschland kam", so Andreas Leotta, Geschäftsführer der Rockfabrik. Daß nur knapp 400 Fans für die Band zu aktivieren sind, ist für den Gastronomen bitter: "Ein teurer Abend". Die ursprünglich angekündigte Vorband "Fair Warning" ist gar nicht aufgetaucht, dafür quälen sich die Münchner von "Love + Lies" durch ihr Repertoire.
Vor 14 Jahren 4 000 Zuhörer
Kurz nach 21 Uhr ist es soweit. Fünf in Hausmeistermäntel gehüllte Wesen schlendern auf die Bühne und trinken erst mal ein Bier. Natürlich sind es Michael Sadler, Jim und Ian Crichton, Jim Gilmour und Steve Negus, die Urbesetzung der kanadischen Rocklegende. Sie haben bei "Rock am Ring" vor Zigtausenden gespielt, auch beim Konzert in der Sporthalle vor 14 Jahren jubelten noch knapp 4000 Fans.
Unbeeindruckt von der kleinen Zuschauerkulisse erleben die Besucher auch am Sonntagabend eine ausgesprochen gut aufgelegte Formation, die ihre Hits wie Perlen aneinanderreiht. "Wind Me Up" ist ebenso dabei wie "The Flyer" oder "On the Loose". Sänger Michael Sadler, der seit einigen Jahren in Deutschland lebt und seine noch etwas holprigen Sprachkenntnisse ab und zu an den Mann beziehungsweise die Frau bringt, macht gestenmäßig Freddy Mercury alle Ehre. Im aufgeknöpften T-Shirt wirft er sich immer wieder in Pose, manchmal hart an der Schwelle zur Lächerlichkeit.
Ein Rockkonzert, bei dem drei Kandidaten aus dem Publikum auf der Bühne einen Sahnetorten-Eßwettbewerb austragen, ist selten. "Saga" macht das und amüsiert sich dabei köstlich. Denn die fünf Musiker müssen im Rockzirkus nichts mehr beweisen. Auf das Geld brauchen die Kanadier schon lange nicht mehr achtgeben. Schließlich haben sie Millionen von Platten verkauft und produzieren inzwischen selbst Bands.
