Illingen: Warm-Up, 28.04.1993
Ein kleines Dörflein, umgeben von grünen Hügeln, gelegen inmitten des lieblichen IIItales, Hüttigweiler. Und hier soll die Eurpatournee-Premiere eines internationalen Rockacts über die Bühne gehen. Der Schluß liegt nahe, daß "Saga" schon einmal bessere Zeiten gesehen haben, und er bestätigt sich, wenn man das Innere des "Hällchens" betritt, wo die Riesenbühne völlig disproportional gleich einen Drittel der Saalfläche in Beschlag nimmt
Als Überraschung: "Nightfall"
Doch zunächst gab es als kleine Überraschung die Gruppe "Nightfall". Mit einer professionell durchgezogenen Show konnten die fünf Saarländer ihren Ruf als eine der wichtigsten regionalen Vertreter des kommerziellen Hardrock weiter verbessern.
Trotzdem hatten es danach "Saga" nicht schwer, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Mit ihrer jüngsten Veröffentlichung "The Security of Illusion" knüpfen die fünf Kanadier nahtlos an alte Zeiten an. Oder anders gesagt: Seit ihrem Plattendebüt vor 15 Jahren haben "Saga" es nicht für nötig befunden, sich musikalisch weiterzuentwickeln. Damals retteten sie den Artrrock hinüber in die 80er Jahre, freilich ohne die intellektuelle Verschrobenheit der frühen "Genesis" oder "Yes" zu übernehmen. Heute steht das Quintett nach diversen personellen Änderungen wieder in Originalbesetzung auf der Bühne und klingt immer noch so wie "Saga" schon immer geklungen haben und wohl auch noch in alle Ewigkeit klingen werden. Und das heißt opulente, mit reichlich Synthie-Soße zugeschmierte Soundgemälde, die einer wagnerianischen Klangästhetik huldigen, aber auch filigran instrumentierte Songminiaturen, die mit ihrer Fülle an musikalischen Details zum Zuhören einladen. Zwischen hochmelodiösen, stets wohlklingenden Gesangslinien mit Ohrwurm-Appeal, eifert die Band in durchkomponierten Instrumentalteilen längst vergangenen musikalischen Idealen des vorigen Jahrhunderts nach. Einzig Gitarrist lan Crichton schafft es bisweilen mit einem kleinen Heavy-Solo aus den vorgefertigten Strukturen auszubrechen, um dann jedoch Sekunden später wieder in die wohldurchdachte musikalische Form eingebunden zu werden.
Wer von einer Rockband so etwas wie Spontaneität, Spielwitz, Improvisation oder gar Feeling erwartet der ist bei Saga" an der falschen Adresse. Bei aller Kunstfertigkeit die die Band nicht müde wird zu demonstrieren, driften "Saga" jedoch nie ins Esoterische ab. Vielmehr liefern sie gefällige Rockunterhaltung für jedermann - und mehr hat ja auch allen Ernstes niemand erwartet
Thomas Z. Zimmermann
Artikel: Martin Frey