SAGA: DIE DEFINITION VON PROGRESSIV
VON PAUL SCHMITZ

Drei Jahre sind vergangen, seitdem Saga-Gründungsmitglied und -Frontmann Michael Sadler aus seinem Babyurlaub ans Mikrofon zurückgekehrt ist. Nun veröffentlichen die kanadischen Prog-Veteranen das zweite Album nach seinem Wiedereinstieg. Gitarrist Ian Crichton sprach mit CLASSIC ROCK über SAGACITY, Durchhaltevermögen, Hackfleisch an deutschen Tankstellen und die gute alte Zeit.

Mit eurem letzten Album 20/20 habt ihr einen fantastischen 13. Platz in den deutschen Charts erreicht. Wie optimistisch seid ihr, diesen Erfolg mit SAGACITY wiederholen zu können?
Nun, man weiß so etwas natürlich nie. Doch wenn man sich die Entwicklung heutzutage ansieht, scheint es, als ob Prog ein kleines Comeback feiert. Mit dem richtigen Song kann man sicherlich einen Hit landen und davon haben wir schon ein Paar auf Lager. Wir werden ja sehen.

Die Zeiten waren nicht immer so gut für eure Musik. Jetzt veröffentlicht ihr bereits euer 21. Studioalbum. Hattet ihr jemals vor einer Veröffentlichung Angst, versagen zu können?
Wir sind eine der ältesten aktiven Prog-Bands überhaupt und haben viele Genres durch- und überlebt. Einige unserer Sachen funktionierten recht gut in der Phase des 80s-Rock. Dann kamen die 90er, als Grunge angesagt war. Damals lief es gar nicht für uns. Danach kamen die Jahre der Boy- und Girl-Bands, doch wir machten trotzdem weiter und unser Publikum blieb uns treu. Verkäufe gingen mal rauf, mal runter. Mal hatten wir Hits, mal nicht. So läuft das eben. Jim und ich sind ja Brüder. Deshalb ist Saga für uns ein Familiengeschäft und das führt man natürlich weiter. Wir lieben das, was wir tun.

Es zählt also nur, dass ihr euch mit eurer Musik gut fühlt und an eure Arbeit glaubt?
Sicherlich ist das sehr wichtig, doch wir müssen uns auch etwas zu essen leisten können. (lacht) Es ist also eine Kombination beider Seiten. Und man findet immer einen Weg.

Direkt nach Michaels Rückkehr beendetet ihr eure Arbeiten an 20/20. Wie war es, jetzt wieder von Anfang an gemeinsam an einem Album zu schreiben?
Das war sehr schön. Es gab keine großen Probleme oder Komplikationen. Wir konnten uns sehr gut auf das Album konzentrieren. Die Arbeiten an SAGACITY waren in erster Linie deshalb anders als bei 20/20, weil sie sehr viel schneller vonstatten ging. Von der ersten Note an bis zur Fertigstellung benötigten wir diesmal etwa sechs Monate. Verglichen dazu, brauchten wir Jahre, um den Vorgänger zu produzieren. Dafür mussten wir aber jeden Tag auch richtig energisch ans Werk gehen.

Wie sieht dieser Arbeitsalltag bei Saga aus?
Ich lebe in Kanada und Michael in Missouri. Deshalb müssen wir viel über das Internet machen. So war es beim Songwriting, und als wir dann die Lieder aufgenommen hatten, waren wir auf Tour und hatten daher keine Gelegenheit, in ein Mixing-Studio zu gehen. Wir mischten also die Songs in Hotelzimmern in ganz Europa, wo wir mit einem iPad live mit unserem Tontechniker in Nashville verbunden waren.

Der Titel SAGACITY (Scharfsinn, Anm. d. Red.) lässt eine Fortsetzung zu 20/20 (Begriff, der für volle Sehleistung steht, Anm. d. Red.) vermuten.
Ich glaube, das ist es gewissermaßen. Immerhin ist das das zweite Album, bei dem Michael wieder dabei ist. Dieser Titel passt einfach sehr gut zu uns.

Die Texte auf diesem Album sind sehr nachdenklich. Glaubst du, das hängt damit zusammen, dass es Michaels erste Texte als Vater sind?
Ich muss gestehen, dass du mich mit dieser Frage erwischt hast. Ich habe mich noch gar nicht so ausführlich mit den Texten beschäftigt. (lacht)

Dann lass uns doch lieber über den musikalischen Stil von SAGACITY sprechen!
Nun, es ist Saga im 2014er-Gewand. Das sind eindeutig wir, doch mit neuen Songs. Wir haben das, was wir auf 20/20 gemacht haben, weiterentwickelt. SAGACITY klingt vielleicht etwas mehr „retro“ und die Lieder sind mehr aus einem Guss, da wir sie an einem Stück geschrieben haben. Ich persönlich habe einiges neues ausprobiert. Ich habe viele Clean-Sounds verwendet und spiele jetzt auch öfter eine Akustikgitarre.

Ihr habt gerade erst eure Doppel-Headliner-Tour mit Magnum beendet. Wie war es, mit einer Band aufzutreten, die euch musikalisch doch recht unähnlich ist?
Ja, das war schon eine sehr ungleiche Kombination. Aber die Jungs sind super und die Tour lief gut. Trotzdem glaube ich, dass es bessere Doppelpacks als mit einer solch straighten Rockband gibt. Wir sind bereits seit einiger Zeit in Gesprächen, um eine Tour mit Yes zu planen. Zwar haben wir unsere Termine und auch sie haben ständig zu tun, aber wir sind zuversichtlich, dass das in der Zukunft klappen wird.

Mit Magnum hattet ihr wieder sehr viele Konzerte hierzulande. Hier wart ihr stets erfolgreich und habt deshalb viel Zeit in Deutschland verbracht. Auf was freust du dich immer am meisten, wenn euch die Tour zurück zu uns führt?
Deutschland ist wunderbar. Besonders wohl fühlen wir uns in Bayern, aber auch der Rest ist sehr schön. Hamburg zum Beispiel ist ganz anders, so rau. Was das Essen angeht, bin ich ein großer Fan von Frikadellen! Ich kann keine Burger mehr sehen, aber Frikadellen gehen immer. Nur einmal habe ich eine etwas, sagen wir mal, seltsame erwischt. Man sollte seine Frikadellen eben in keiner kleinen „Tääänkstelle“ kaufen.

In eurer langen Geschichte gab es viele Besetzungswechsel bei Saga. Denkst du, dass Michael, dein Bruder Jim (Bass), Jim Gilmour (Keybord), Mike Thorne (Schlagzeug) und du das perfekte und finale Line-up für die Band seid?
Bis auf Mike sind wir jetzt – abgesehen von Michael Sadlers vierjähriger Pause – seit 15 Jahren zusammen. Und ich bin mir sicher, dass das so auch immer bleiben wird. Und ja, wir haben oft die Drummer gewechselt, aber Mike ist ein toller Kerl und wir sind sehr zufrieden mit ihm. Das wird definitiv lange halten!

37 Jahre bei Saga müssen dir einen riesigen Erfahrungsschatz eingebracht haben. Was würdest du gerne noch einmal erleben?
Die ganzen 80er Jahre! Damals waren wir riesig und spielten in Hallen mit 20.000 Sitzplätzen. Keiner musste sich Sorgen machen. Die Musikindustrie war dermaßen wohlauf, wenn du mit deiner Band erst mal den Durchbruch geschafft hattest, waren alle Probleme wie weggeblasen. Aber die Zeiten für Gitarrenmusik werden wieder besser. Da bin ich mir sicher!

http://classicrock.net/saga-die-definition-von-progressiv/

 

 

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