Saga-Sänger Michael Sadler im Interview

Bad Essen. Vor fast genau 35 Jahren standen sie das erste Mal gemeinsam auf einer Bühne. Heute sind Saga weltweit bekannt und haben im Laufe ihrer erfolgreichen Karriere über 8 Millionen Tonträger verkauft. Nun kommen sie auch nach Bad Essen und sind am Sonnabend, 18. August, ab 19 Uhr die Attraktion der 3. Rocknacht auf dem Kirchplatz. Sänger Michael Sadler stand unserer Zeitung im Vorfeld für ein Interview zur Verfügung.

Der Kirchplatz wird beben, wenn Saga mit Frontmann Michael Sadler (vorne) bei der dritten Rocknacht in Bad Essen auftreten. Foto: PR
Herr Sadler, nach einer fünfjährigen Abstinenz sind Sie zu Saga zurückgekehrt. Was war der Grund Ihrer Auszeit?

Es waren ausnahmslos persönliche Gründe, warum ich Saga damals verlassen habe. Ich wollte immer schon ein eigenes Kind haben und dabei nicht irgendwo in der Welt auf Tournee sein, wenn es aufwächst und sein erstes eigenes Wort sagt. Dafür war es einfach notwendig, Saga eine Zeit lang den Rücken zu kehren. Die berühmten „musikalischen Differenzen" oder persönliche Konflikte unter den Bandmitgliedern gab es bei uns jedenfalls nicht.

Und warum nun die Rückkehr?

Ich habe es vermisst, auf der Bühne zu stehen! Das Gefühl am ersten Tag im Proberaum nach der Pause war einfach überwältigend und schlichtweg familiär. Es fühlte sich an, als sei ich nur zwei Wochen und nicht fünf Jahre lang weg gewesen. Mit einer Ausnahme allerdings: Ich spürte eine Art erneuerte Energie und Leidenschaft innerhalb der Band, die ich davor schon sehr lange nicht mehr wahrgenommen hatte.

Was haben Sie in den letzten fünf Jahren gemacht, außer Ihrem Sohn beim Wachsen zuzusehen?

Naja, das war schon ganz schön zeitraubend. Allerdings konnte ich noch einige andere Projekte angehen: Eines davon waren die gemeinsamen Auftritte mit dem Freiburger Rock Symphony Orchestra „Orso", ein anderes die Kooperation mit dem Pur-Gitarristen Rudi Buttas und schließlich noch die Zusammenarbeit mit der Big Band East 17. Wie Sie sehen, habe ich den bekannten Saga-Sound in der Zeit in drei völlig artfremde Genres getragen.

Nach Ihrer Rückkehr zu Saga sind Sie gleich ins Studio, um das neue Album „20/20" einzuspielen. Was bedeutet der Titel?

Es verbirgt sich keine besondere Geschichte hinter dem Titel, allerdings nimmt er auf einige Dinge Bezug: Zunächst einmal ist es unser 20. Studioalbum, sodass ich erst daran dachte, es schlicht und einfach „20" zu nennen. Meine Frau schlug dann aber „20/20" vor, dass ja im Bereich der Optik für die perfekte Sehschärfe steht. Und da unser Keyboarder letztes Jahr eine Netzhaut-Operation über sich ergehen lassen musste, passt der Titel einfach perfekt.

Wie verliefen die Aufnahmen?

Es war anders als jemals zuvor, da die Band die Musik schon komplett fertig hatte, bevor ich mich dazu entschloss, zu Saga zurückzukehren. So konnte ich mich erstmals ausschließlich auf die Texte und die Gesangsmelodien konzentrieren. Darüber hinaus war es auch das erste Mal, dass ich dadurch den Gesang ohne die sonst übliche technische Unterstützung unseres Bassisten Jim Gilmour aufnehmen musste. Eine völlig neue Erfahrung.

Wie zufrieden sind Sie mit dem neuen Album?

So zufrieden, wie ich als Künstler mit dem fertigen Kunstwerk sein kann. Ich bin noch bei keinem unserer Alben zu 100 Prozent zufrieden gewesen. Aber das ist mein persönlicher Drang zur Perfektion. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung könnte ich über das vorliegende Ergebnis aber nicht glücklicher sein.

Wo liegen die größten Unterschiede zu Ihrem letzten gemeinsamen Album „10000 Days" vor Ihrem Ausstieg 2007?

Ich denke, das neue Album knüpft nahtlos an die Zeit von damals an. „20/20" hat vielleicht ein etwas moderneres Feeling als „10000 Days", ohne die klassischen Erkennungsmerkmale des typischen Saga-Sounds aufzugeben. Als ich die Songs das erste Mal nach den Aufnahmen hörte, fand ich den Sound sehr erlesen, ohne dabei altmodisch zu klingen. Typisch 2012 eben.

War Ihre Rückkehr zu Saga allein Ihre Entscheidung?

Nein, es war weder meine alleinige Entscheidung noch ein Hilferuf der Band. Ich habe schon damals, als ich die Band aus den genannten Gründen verließ, gesagt, dass ich eine Rückkehr zu Saga nicht ausschließe. Dass es jetzt passierte, liegt einfach daran, dass die Zeit genau passt und es sich für beide Seiten einfach gut anfühlt.

Dabei hatten Sie im letzten Jahr noch eine schwere Lungenentzündung. Wie fühlen Sie sich heute?

So weit ganz gut, danke. Ich lasse meinen Gesundheitszustand aber nicht darüber entscheiden, ob ich auf Tournee gehen kann oder nicht. Nicht viele Dinge können mich davon abhalten, auf die Bühne zu gehen. Aber um gar keine Missverständnisse aufkommen zulassen: Ich bin heute wieder zu 101 Prozent fit!

Dagegen musste Ihr langjähriger Schlagzeuger Brian Doerner aufgrund von Herzproblemen passen. Wie geht es ihm?

Soweit ich informiert bin, ist er auf dem Wege der Besserung und wird Tag für Tag stärker.

Nichtsdestotrotz präsentieren Sie mit Mike Thorne einen brandneuen Drummer. Wie ist er zu Saga gekommen?

Wir wussten überhaupt nichts über Mike Thorne, bevor wie ihn für unseren vakanten Platz am Schlagzeug auswählten. Wir haben via YouTube alle interessierten Schlagzeuger zu Auditions eingeladen. Sein Video war tatsächlich das erste, das ich gesehen habe. Dabei wusste ich sofort, wenn ihm niemand das Wasser reichen würde, dann ist das unser Mann.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum Saga gerade in Deutschland so beliebt ist?

Die Antwort ist unsere dauerhafte und ausgiebige Bühnenpräsenz. Wir können in Ländern, in denen wir nicht so häufig und regelmäßig unterwegs sind, nicht die Popularität erwarten, die wir in Deutschland genießen. Das nehmen wir als Herausforderung für die Zukunft, uns auch in anderen Regionen und Ländern bekannter zu machen.

Vor 35 Jahren standen Sie das erste Mal gemeinsam als Band auf der Bühne. An welche Zeit erinnern Sie sich am liebsten?

Spontan würde ich wohl die 80er-Jahre sagen, aufgrund unseres großen kommerziellen Erfolges zu der Zeit. In gewisser Weise habe ich ein gutes Gefühl, dass wir mit dem „20/20"-Album an diese Zeit anknüpfen können.

Was darf man jetzt auf der Bühne von Ihnen erwarten?

Viele Klassiker, einige brandneue Songs und reichlich Material, das dazwischen aufgenommen wurde. Vielleicht gibt es auch Songs vom „Human Condition"-Album. Obwohl ich an dem Werk nicht beteiligt war, wäre es gegenüber der Band nur fair. Schließlich musste auch Rob Moratti meine Songs singen.


Quelle: http://www.noz.de/lokales/65942145/saga-saenger-michael-sadler-im-interview

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