SAGA

Die Musikredakteure Alexander Karapidis und Lars Heinrich im Interview mit Bassist Jim Sadler


Nach "Pleasure und Pain", dem 13. Studioalbum des nordamerikanischen Prog-Rockquintetts, hat man zum 20. Jubiläum ein Live-Doppelalbum veröffentlicht. Schlicht "Detours" betitelt, sind darauf mehr als zwei Stunden Rockmusik vom Feinsten enthalten und zeigen, daß Saga nicht nur in der Vergangenheit Musikgeschichte geschrieben hat, sondern auch noch heute ihr Charisma besitzt. "Vergleicht man unsere Musik mit den Anfängen in den 70er Jahren, so hat sich vor allem in den 90er Jahren einiges geändert, so Bassist Jim Sadler. "Einmal ein wenig mehr in die orchestrale Richtung, dann ein wenig funkig bis hin zu Alternative Rock Elemente sind in unsere Musik eingeflossen, ohne aber unsere Mitte, die Kombination aus komplexem Progressive Rock, aggressivem Hardrock und der melodischen Sensibilität klassischer Popstücke zu verlassen", ergänzt Jim.
Nicht zu leugnen ist dennoch, daß die großen Hits von Saga in den 80er Jahren zu finden sind. Hitsingles wie "Wind me up", "The flyer" und "On the loose" trieben die Plattenverkäufe in die Höhe und ließen Sage 5 Millionen Scheiben verkaufen. In den 90er mußten Saga gewaltig Federn lassen. Spielte man Mitte der 80er Jahre noch in den größten Hallen, so sind es jetzt Clubs und Veranstaltungsorte mit rund 1000 Besuchern Fassungsvermögen.
"Für Prog-Rock steht es nicht so gut in den 90ern wie in den Jahren davor", räumt Jim ein. "Hits werden von Fernsehsendern gemacht. Die Menge des Airplay bestimmt, wer gewinnt und wer verliert. Prog-Rock im allgemeinen und Saga im speziellen erscheinen hier für viele Medienmacher nicht als besonderes Zugpferd zu taugen. Man setzt lieber auf "One-Hit-Wonder-Bands". Hier muß man nicht viel investieren und die Akteure sind nach belieben austauschbar", so Jim.
Wie kam es eigentlich dazu, Multimedia-Tracks (zwei Live-Videos) für den PC mit auf die CD zu nehmen? "Ich denke, daß dies die Zukunft der Tonträgerindustrie ist. Der klassische Tonträger ist einfach im Zeitalter von Multimedia nicht mehr ausreichend. Die Verbindung von Ton und Bild, Z.B. als CD-ROM ist reizvoller für den Kunden. Sachen auf der CD zu entdecken, ein Interview zu hören, etc. Das CD-Booklet allein ist dafür nicht ausreichend und bringt nur Bilder in Stecknadelgröße rüber. Vielleicht wird die DVD-ROM der Gewinner in den nächsten Jahren werden", so Jim.
Welche Rolle wird Deiner Meinung nach das Internet in Zukunft für die Musikbranche im allgemeinen und Saga im speziellen spielen? "Die Musikbranche wird mit Sicherheit das Internet als Plattform neu entdecken. Z.B. können neuste Informationen über einzelne Gruppen schnell an die Fans weitergegeben werden, Hintergründe erläutert werden etc. Der Kunde wird sehr wahrscheinlich auch von Bands Hörproben im Web erhalten, so daß er die Katze nicht mehr im Sack kaufen muß.
Für Saga gibt es ein inoffizielles SagaNet, welches sehr groß ist. Dort kann man wirklich alles über uns erfahren. Wir haben auch Kontakt zu den Machern, füttern diese mit Informationen und bekommen auch Mails von Ihnen an uns weitergeleitet", berichtet Jim nicht ohne Stolz. Bleibt noch die Frage, nach den Zukunftsplänen einer Band, die seit 20 Jahren im Geschäft ist?
"Wir wollen nur noch unseren Spaß bei der Musik haben. Wenn uns jemand fragt, ob wir ein anderes Album aufnehmen wollen, sagen wir ja, laß es uns tun. Es wird demnächst die eine oder andere Solo-Scheibe von uns geben, auf der wir Ideen verwirklichen werden, die nicht zu Saga passen würden. Aber gegen Ende des Jahres werden wir ins Studio gehen, um ein neues Saga-Album aufzunehmen, welches dann im Frühjahr 1999 erscheinen wird".



Lars Heinrich und Alexander Karapidis

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