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München: Terminal 1, 07.05.1993 - Rock Power

SAGA

GLENMORE
MÜNCHEN, TERMINAL 1

Nach all den halblau besuchten Konzerten des vergangenen Monats hatten Saga es als eine der wenigen Bands geschafft, endlich mal wieder annähernd Full-House zu erreichen. Keine störenden Lücken im Publikum, die obligatorischen Warteschlangen am Getränkeausschank, all das war nach den andauernden Konzertflauten der letzten Zeit ein willkommenes Bild. Aber bevor's so weit war, die Altmeister des Melodic-Rock nach langer Abstinenz wieder zu Gesicht zu bekommen, gab's wie immer zu solchen Veranstaltungen noch einen kleinen Support-Appetithappen. Zeit war's ja eh schon lange, Frank Bornermanns Schützlinge Glenmore endlich einmal live testen zu können. Die Voraussetzungen, Publikumsliebling zu werden, haben die Jungs auf alle Fälle sie sind jung, aufstrebend, die Energie sprüht nur so aus ihnen, sie sehen verteufelt gut aus mit ihren nur halb zugeknöpften Hemden (eine der anwesenden Dauerwell-Blondinen knabberte vor lauter Erotik während der kompletten Show ganz nervös an ihren rotlackierten Nägeln ... ) und machen obendrein auch noch gute Rockmusik -was will man eigentlich mehr. Mit einem fröhlichen "Servus München" begrüßte Jürgen Volk das Terminal, und ab ging's mit den Songs von ihrem Debüt "Materialized". Mit sieben Stücken war ihre Spielzeit zwar recht knapp bemessen, nichtsdestotrotz fanden Glenmore die Zeit, neben ihren frischen Rockern auch sanftere Töne anzuschlagen: Mit "Shining Star" bewies Jürgen, daß er nicht nur in höheren Tonlagen den Überblick behält, sondern ihm tief gesungene Melodien mindestens genauso gut stehen. Starkes Kopfzerbrechen bereitet mir allerdings bis heute die Frage, ob die Keyboards, ein nicht gerade unwichtiger Bestandteil bei Glenmore, vom Band, vom Computer oder durch eine mit Effekten aufgepeppte Gitarre kamen, denn einen Tasten-Spezialisten konnte man weit und breit nicht ausmachen; die Keyboards, die noch verwaist auf der Bühne standen, gehörten alle schon zum Saga-Arsenal und konnten folglich nicht für die Zusatz-Akkorde verantwortlich sein.

Daß man nicht unbedingt in Riesenstadien oder zumindest aber vor 5000 Leuten spielen muß, um sich eine interessante Bühnen-Produktion leisten zu können, stellten die Herren um Michael Sadler mal wieder eindeutig unter Beweis. Große, weiße Backdrops, davor jede Menge asymetrischer, tiefhängender Lichttraversen, breite Rampen zu den Keybeard-Podesten und am Drumriser vorbei, ein ganzes Klavier zusätzlich zu den normalen Tastomaten - es ist schon unglaublich, wie groß auch eine kleine Bühne wie die im Terminal 1 sein kann. Und obwohl die Herren natürlich nicht mehr ganz den Sex-Appeal früherer Jahre haben -schließlich wird jeder irgendwann älter -haben sie mal wieder gezeigt, daß sie das, worauf es ankommt, immer noch aus dem Effeff beherrschen. Erstklassige Rockmusik zu machen und diese live astrein an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Mit seinem Pferdeschwänzchen im Nacken und einem weiten weißen Schlabberhemd offen über schwarzen hautengen Klamotten sah Michael aus wie eine Mischung aus Rushs Geddy Lee und Queensryches Geoff Tate, und auch ausstrahlungsmäßig wäre der Vergleich nicht an den Haaren herbeigezogen, wirkte er gesanglich präzise und trotzdem irgendwie mysteriös. Musikalisch jedenfalls gab's eine satte Ladung "Saga alt und neu". Vom balladesken "Humble Stance", das Multi-Instrumentalist Michael natürlich höchstpersönlich auf dem Klavier begleitete, über "Scratching The Surface" bis hin zum Titeltrack der letzten Scheibe "The Security Of Illusion" konnte man wirklich alles hören, was die Bezeichnung "Ohrenschmaus" auch wert war. Das Instrumental "Voila" leitete zu "Ice Nice" über, es gab die obligatorischen Solo-Teile ebenso wie das akustisch gespielte "Flyer". Selten wurde mir so bewußt, wie treibend die ansonsten bei vielen als üble Weichspüler verpönten Keyboards eigentlich sein können, wenn man nur weiß, wo genau, mit welcher Klangnuance und in weicher Dosis man sie gezielt einsetzt. Kein Wunder also, daß, nachdem Saga ihren Pflichtteil mit dreizehn satten Songs beendet hatten, die Halle am Wackeln war und alle einstimmig stampfend, pfeifend, grölend, klatschend nach mehr verlangten. Und in der Kür gab's dann nochmal volle Punktzahl. Was glaubt Ihr wohl, wie oft es die tobenden Fans schafften, die verschwitzten Herren vom Weg zur Garderobe zurück auf die Bühne ins Rampenlicht zu zwingen? Zweimal? Dreimal? Pustekuchen! Ganze viermal (!!!!) rafften sich Saga auf, nochmal eine Ladung Rock in die Menge zu knallen, erst mit "Don't Be Late", dann noch "0n The Loose", gefolgt von einem weiteren Mitgeh-Schlagzeugsolo und schließlich auch noch die beiden Stücke "How Long" und "No Stranger". Saubere Leistung!
RockPower 07/1993, BRIGITTE SAAR


 

Artikel: Martin Frey

 

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