Theater am AEGI, Hannover
Mittwoch, 29.11.2006

Bands: Saga, Phebus

Zum zweiten mal innerhalb einer Woche hieß es für mich: Sitzrock. Meine erste Erfahrung im Theater am Aegi fünf Tage zuvor hatte mir allerdings gelehrt dass dies längst nicht so schlimm ist, wie es sich spontan vielleicht anhört. Diesen Abend waren im Rahmen der Trust-Tour 2006 die Prog-Rocker Saga zu begrüßen.

Phebus

Was war das für eine Verwirrung. Nach Einlass des Publikums in das Theater war der Saal selbst noch nicht zugänglich, was zu Gesprächen mit anderen Fans einlud. Das Überraschende: Kaum jemand wusste, wer die Vorgruppe sein sollte - und ob es denn überhaupt eine gab. Auf dem Ticket abgedruckt stand jedenfalls keine.
Noch rätselhafter wurde es als pünktlich Acht Uhr die Lichter ausgingen und eine Band mit bombastischem Sound eröffnete, die ganz offenkundig aber nicht Saga war.
Dass auf der spärlich beleuchteten Bühne minutenlang kein Sänger zu sehen war, die Band aber spielte und der Gesang auch deutlich zu hören war, macht die Verwirrung komplett.
Alles löste sich auf, als Sänger Giusy von hinten durch die Reihen geklettert kam. Das ist Fan-Nähe von Anfang an, und eine stimmlich brilliante Leistung obendrein. "I am the one" ist die Zeile die sich ohrwurmartig in den Gehörgängen festsetzt, unabhängig von der Komplexität des Songs an sich. Auf der Bühne lässt Guisy seiner Begeisterung dann sichtbar freien Lauf, immer wieder im Laufe des Sets ist er derjenige, der das Publikum zu begeistern weiß, sei es durch extensiven Bewegungsdrang oder einfach nette Gesten.
Der Sound bewegt sich zwischen komplexeren Strukturen wie Yes sie zu bieten hatten und durchaus radiotauglichem Material. Gerade die Lichtanlage bietet vielerlei Effekte, welche aber mit Verstand eingesetzt werden und die Akustik perfekt ergänzen. Dass Phebus allem Bombast zum Trotz ganz bescheiden sind, unterstreicht Guisys Einladung, mit den Fans bei einem Drink am Merchandisestand nach der Show etwas zu plaudern. Auch dass die Band zum Abschluss das Publikum fotografiert und es nicht wie üblich ausschließlich umgekehrt abläuft, verleiht den Herren zusätzliche Sympathiepunkte.

Saga

Saga Nach der üblichen Umbauspause steigen Saga direkt mit dem Titelsong des neuen Albums TRUST ein. Gleich nach dem zweiten Song stellt Sänger Michael Sadler unter Beweis wie viel ihm an Konversation und Empathie den eigenen Fans gegenüber gelegen ist. Er berichtet, erst unmittelbar vor dem Konzert von Ticketpreisen von 42 Euro für den Abend erfahren zu haben und entschuldigt sich dafür. Es sei nicht die Schuld der Band, und er verspricht dass es beim nächsten Mal billiger werden möge.
Weiter im Programm geht es mit "Wind him up", "Time's up" und "The Flyer", womit ein Großteil der Klassiker schon unerwartet früh ihren Einsatz finden. Ein Klassiker ist zweifelsohne auch das folgende "You're not alone", bei denen das Publikum zu dem klassischen Nachsingspielchen animiert wird und daran auch mit Freude teilnimmt. Die ganze Band scheint Spaß am Gig zu haben, allen voran Sänger Michael Sadler sowie der am Drumset sitzende Steve Negus, welcher den gesundheitlich verhinderten Brian Doerner vertritt und auch gebührend gefeiert wird, ist er doch altbekannt im Hause Saga. Einzig Gitarrist Ian Crichton gibt keine Figur ab. Da wird des Öfteren der falsche Ton gegriffen, man bewegt sich den ganzen Song über kein Stück von der Stelle, und auch sonst sieht er alles andere als konzentriert aus. Von Spaß kann keine Rede sein, "Dauerstress" scheint ein treffender Ausdruck zu sein. Schade, was auch immer die Gründe gewesen sein mögen. Eine gute Show, aber auch nur ein routinierter Gig sehen aber einfach ganz anders aus.
Weiter im Programm geht es mit "Scratching the Surface" und "Compromise", vor welchem Michael zum wiederholten Male seine Deutschkenntnisse anzuwenden versucht ("Ja bitte, was kann ich für sie tun?") als Damen aus der ersten Reihe lautstark "Humble Stance" fordern.
Doch es gibt noch eine Ballade vom neuen Album zu hören, bis es in den Zugabenteil geht. Dort folgen dann "Only you", "On the loose" und natürlich das im Laufe der Show immer wieder lautstark geforderte "Humble stance". Zu guter Letzt gibt es die Mitsing-Hymne schlechthin, "Don't be late", bis der Abend nach weiteren Entschuldigungen für die Ticketpreise und Verbeugungen schließlich zu Ende geht.

Fazit: Ein Abend, der verschiedene Reaktionen hervorrief. Fand die Mehrheit die Show gut, waren gerade die Fans enttäuscht von der Kürze des Gigs und der katastrophalen Verfassung Ian Chrichtons. Letzterer spielte sicher alles andere als den Gig seines Lebens, und Freude schien er auch nicht zu gehabt zu haben. Dennoch muss man die Gesamtleistung der Band anerkennen und insbesondere Michaels Engagement würdigen. Sicher hat nicht alles gepasst an diesem Abend, aber ein gutes Konzert war es allemal.

S.J., 29.11.2006


Quelle: http://www.hardharderheavy.de/konzertbericht_061129.shtml

 

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