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Mit drei Monaten Verspätung erscheint jetzt die neue DVD der kanadischen Melodic-Progger SAGA: „Contact – Live In Munich". Sie enthält das Europa-Abschiedkonzert von Sänger und Gründungsmitglied Michael Sadler, das am 05. Dezember 2007 in der Münchener Muffathalle mitgeschnitten wurde. Danach folgte lediglich noch ein Auftritt in Puerto Rico. Die mehr als zweistündige Show ist also das Ende einer 30-jährigen Ära, und das merkt man Publikum und Band an diesem Abend auch an.

Vor 2000 frenetisch feiernden Menschen brennt die Band ein Highlight-Feuerwerk mit den unvergesslichen Hits ihrer Karriere, wie „Don't Be Late", „Wind Him Up", „On The Loose", „You're Not Alone" usw., ab, kredenzt den Fans aber auch den ein oder anderen selten live gehörten Song, wie z.B. „Mind Over Matter" vom 1993er Album „The Security Of Illusion" oder den Titeltrack jener CD, hier von Sadler a cappela dargeboten. Vom letzten Album, „10.000 Days", gibt es den Titeltrack, das atmosphärische „Book Of Lies" und das verspielt-progressive „Can't You See Me Now". Das Publikum dankt es der Band, unterstützt Sadler mit lautstarkem Gesang, hält selbstgebastelte Banner und Flaggen hoch, verabschiedet ihn mit Blumen, im Publikum verteilten Zetteln mit der Aufschrift „Bye Michael" oder mit einer Goldkrone – ein Geschenk, auf das der stimmgewaltige Waliser nicht so recht zu reagieren weiß. Er gibt sich den ganzen Abend, wie auch auf der gesamten Tour, äußerst kommunikativ, macht Quatsch mit dem Publikum und den Bandkollegen, geht auf Zurufe ein und hält dennoch – auch am emotional aufgeladenen Showende – seine stets gut gepflegte Aura aufrecht, die ihn serviert, erhaben und irgendwie unantastbar erscheinen lässt. Mit wenigen Worten dankt er den Fans, und seine eingeschränkten Deutschkenntnisse lassen das ein wenig zurückhaltend und unbeholfen wirken. Von Tränen keine Spur, zumindest an der Oberfläche.

Doch zurück zur Musik: Ian Crichton hatte einen sehr guten Tag, wirkt sehr flinkt und vital, gleiches gilt für Keyboarder Jim Gilmour, der zu den schnellsten Fingerakrobaten des Genres gezählt werden kann. Was andere Keyboarder per Sample abrufen, spielt er selbst, und sei es noch so komplex. Beeindruckend ist auch sein Solo! Aushilfsdrummer Chris Sutherland, der für den erkrankten Brian Doerner eingesprungen ist, macht seine Sache sehr gut, legt im Vergleich zu Doerner noch eine Schippe Double Bass drauf und verpasst manchem Song mit seinem eigenen Stil einige frische Nuancen. Außerdem bekommt er sogar die Möglichkeit, seine Fähigkeiten in einem unterhaltsamen wie interessanten Schlagzeugsolo zu präsentieren. Bandchef und Bassist Jim Crichton ist wie immer eher im Hintergrund, hier aber deutlich öfter im Bild als noch auf der „Worlds Apart Revisited"-DVD.

Apropos Bild: Die Qualität der Aufnahme ist leider nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Das Bild ist oft leicht unscharf und in einigen Aufnahmen gibt es Bildrauschen. Zudem hat man das leicht antiquierte Format 4:3 gewählt. Das alles mindert zwar nicht den Konzertgenuss, dennoch sollte eine Band wie SAGA hier mehr bieten, wenn selbst Acts wie Neal Morse oder Redemption das hinbekommen. Der Eindruck, dass auf der technischen Seite etwas lieblos gearbeitet wurde, festigt sich auch im DVD-Menü, das lediglich aus Standbild mit Hintergrundmusik besteht und so mit jeder DVD-Video-Brennsoftware zuhause zu machen wäre. Schade! Immerhin überzeugt der Ton: Kraftvoller Stereo-Sound kommt aus den Boxen und auch der 5.1.-Mix ist ordentlich.

Die Bonus-DVD wirkt, insbesondere wenn man die lange Produktionzeit bedenkt, eher schnell zusammengestückelt. Es gibt das „Saga B-Roll", eine 10-minütige Doku, in der Keyboarder Jim Gilmour uns als Reiseleiter durch Ontario begleitet und Ian Crichton zwei Sätze zu München und Michael Sadlers Abschied sagt. Unterlegt ist das Ganze mit „Home" vom Full Circle-Album, und zwar in einer semiakustischen Version von Proben für die damalige Tour. Leider ist das dazugehörige Video per Splitscreen dazugeschaltet, was dieses Zusatzmaterial völlig entwertet. Außerdem gibt es die obligatorische Fotogallerie und sechs Songs des Mannheim-Konzerts der „10.000 Days"-Tour: „You're Not Alone", „Can't You See Me Now", „The Perfectionist", „Mind Over Matter", We've Been Here Before" und „On The Loose". Schade, dass hier setlistbedingt nur Songs zu hören sind, die schon von DVD1 bekannt sind. Allerdings zeigen diese Aufnahmen von Underground TV, wie man es richtig macht: Die Bildqualität ist superb, das Format 16:9, die Farben leuchtend und die Konturen scharf. Dafür ist der Ton scheinbar direkt vom Soundboard abgenommen. Von diesem Nachteil abgesehen, sind diese sechs Songs technisch wesentlich besser als das Hauptkonzert! Leider gibt es auch kein Statement von Michael Sadler, keinen Kommentar zu den vergangenen 30 Jahren mit der Band, nichts. Schade!

So bleibt festzuhalten: Die „Contact – Live In Munich"-DVD konserviert diesen unvergesslichen Abend für die Ewigkeit und sprengt somit in Fanaugen und -ohren jegliche Punkteskala. Traurig ist allerdings, dass man technisch nicht das Optimum herausgeholt hat und das Bonusmaterial doch einige Wünsche offen lässt. Die Gesamtspielzeit ist mit 186 Minuten aber ordentlich. Im Vergleich zur „Worlds Apart Revisited"-DVD zieht sie – zumindest objektiv betrachtet - insgesamt den Kürzeren.

Übrigens: „Contact – Live In Munich" erscheint auch als Doppel-CD und als Luxus-Package mit beiden DVDs und CDs. Und das Ende von SAGA ist dies keineswegs: Noch in diesem Monat erscheint das neue Studiowerk „The Human Condition", das erste mit dem neuen Sänger Rob Moratti.
Bewertung: 8/10
Redakteur: Sebastian Mack


Quelle: http://www.metal1.info/reviews/reviews.php?rev_id=3336

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