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SAGA Biography

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Eine Band aus Deutschland?

Nachdem diese kanadische Supergroup über eine ereignisreiche und lange Historie verfügt, zunächst ein kleiner Abriss der letzten 25 Jahre: Die Gruppe formierte sich im Jahre 1977 aus ehemaligen Mitgliedern der Bands Fludd bzw. Truck und nannte sich zunächst Pockets. Als sich das Trio Jim Crichton, Steve Negus und Michael Sadler mit zwei weiteren Musikern verstärkte, änderte sich auch der Name in SAGA. Der Sound der Gruppe war von Beginn an unverwechselbar, ihr Erfolg international. Die Musiker erlebten erste große Erfolge zu Beginn der 80er Jahre, als sie mit Alben wie "Images At Twilight", "Worlds Apart" oder "Head Or Tales" und den darauf enthaltenen Hits wie ‟˜Humble Stance‛, ‟˜Wind Him Up‛, ‟˜On The Loose‛, ‟˜The Flyer‛, ‟˜How Long‛ oder ‟˜Don‛t Be Late‛ die Radiocharts der ganzen Welt enterten. Im Vorprogramm von Styx kamen Saga 1980 zum ersten Mal auch auf Deutschlandtournee. Die Gruppe hat bis heute weit mehr als sieben Millionen Tonträger verkauft. Und das, obwohl ihr Stil noch nie in irgendeine Schublade passte, sondern stets unverkennbar SAGA war. Mitte der 80er verließen Keyboarder Jim Gilmour und Schlagzeuger Steve Negus die Band. SAGA machten fortan als Trio (plus einige namhafte Gastmusiker wie Curt Cress, Ex-Honeymoon Suite-Keyboarder Ray Coburn oder Trevor Morell) weiter, und veröffentlichten die beiden Alben "Behaviour" und "Wildest Dream". Anfang der 90er gingen SAGA dann zur großen Freude ihrer Fans erstmals wieder in Originalbesetzung auf Tournee. Unvergessen ist mir das Konzert vom 13.11.1990 in der Freiheitshalle Hof, als SAGA gemeinsam mit Nazareth und Kansas unter dem Motto "A Melodic Rock Night" brillierten. 1993 erschien mit "The Security Of Illusion‟ ein grandioses Comebackalbum. Die unmittelbar folgende Welttournee glich einem Triumphzug und auch die Presse äußerte sich hocherfreut über die Rückkehr der kanadischen Elitemusiker. 1994 komponierten SAGA das Werk "Steel Umbrellas" für die Fernsehserie "Cobra", gefolgt vom Konzeptalbum "Generation 13", das sich thematisch mit den Auswüchsen heutiger Konsumwelten auseinandersetzt, sowie von "Pleasure & The Pain". Am 13. Juni 1997, inmitten der umfangreichen "Pleasure & The Pain"-Tournee, feierten SAGA ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum. Mit "Full Circle" und "House Of Cards" knüpften zwei weitere Studioalben an die großen Erfolge der Vergangenheit an und lieferten den roten Faden, den "Marathon" - der neueste Release - nun weiterspinnt.

Bei der "Marathon"-Tour 2003 hatte ich in Nürnberg Gelegenheit, ein paar Worte mit Sänger Michael Sadler zu wechseln. Das Interview fand etwa 2 Stunden vor dem Auftritt von SAGA statt, insofern blieb nicht besonders viel Zeit, doch stellte sich Michael geduldig den Fragen vom "Oldie-Markt" Macher Martin Reichold und mir.

Als wir im Produktionsbüro Platz genommen haben, fiel mir sofort auf, dass Michael mit einer Schachtel Zigaretten herumspielte. Kann es tatsächlich sein, dass ein derart herausragender Sänger seine Stimme mit dem Konsum von Sargnägeln gefährdet? "Ja, ich rauche, schon mein ganzes Leben. Ein paar Tage hatte ich damit aufgehört und ich war unausstehlich. Ich habe danach begonnen, kleinere braune Zigaretten zu rauchen, aber als ich merkte, dass ich davon irgendwann die doppelte Menge benötigte als bei normalen Zigaretten, bin ich wieder umgestiegen. Nun, meine Stimme hat scheinbar nichts abbekommen wegen der Raucherei. Vielleicht klingt sie ja gerade deswegen so? Ich kann also gar nicht aufhören damit, haha!"

Auch auf dem neuen Album "Marathon" hat Michael Sadler seine Nikotin-Stimmbänder beansprucht. Die Platte ist sowohl back to the roots aber trotzdem mit modernen Anleihen angereichert. "Ja, das ist genau das, was die Leute sagen. Wir hatten das nicht beabsichtigt, erst als die Scheibe fertig war, ist uns das auch aufgefallen. Wahrscheinlich war das eine Art Eingebung."

Wenn man sich den Albumtitel des neuen SAGA-Werks vor Augen führt, könnte man vermuten, dass die Gruppe erst mal eine Pause einlegen wird. Nach einem Marathonlauf braucht der Läufer schließlich auch wieder einige Zeit, um sich zu regenerieren und den nächsten Marathon in Angriff nehmen zu können. Dieser Verdacht wurde entschieden zurückgewiesen. "Wir haben das Rennen noch gar nicht beendet! Man braucht die Pause erst, wenn der Lauf beendet ist. Wir hatten eine kleine Pause und werden jetzt nicht stoppen. Der Titel hat aber schon eine Bedeutung. Wenn man an einem Marathon teilnimmt, weiß man, dass es ein Ziel gibt, aber man kann es nicht sehen. Und während des Laufens denkt man nicht an das Ende, sondern konzentriert man sich nur aufs Laufen, Laufen, Laufen. Wenn man uns als SAGA-Musiker fragt, ob wir ein Ende der Band sehen, kann ich das nur verneinen. Die einzigen Pläne oder Zukunftsvorstellungen die ich habe und da spreche ich für die ganze Band sind die, so lange weiterzumachen, wie es Spaß macht. Wenn wir irgendwann das Gefühl haben, SAGA bedeutet keinen Spaß mehr, sondern wird als Job betrachtet, dann ist die Zeit gekommen, nein zu sagen. Wenn ich vor einer Show irgendwann nicht mehr nervös sein sollte, würde etwas falsch laufen. Mein Herz wäre dann nicht mehr bei der Sache und es wäre unfair den Fans gegenüber. Ich gehe nicht auf die Bühne, weil das in einem Vertrag steht, oder um mehr Platten zu verkaufen oder weil ich dafür Geld bekomme. Ich mache das, weil es mir Spaß macht, weil es Emotionen freisetzt und es einfach wunderschön ist, die Zuschauer zufrieden zu stellen. Wir haben aus SAGA einen Lebensinhalt für uns gemacht und wir lieben dieses Leben. Ja, es ist auch ein tolles Gefühl, viele andere Bands inspiriert zu haben. (Im Hintergrund war gerade zu vernehmen, dass A.C.T. die Show eröffneten. Auch eine dieser vielen Bands, die von SAGA stark beeinflusst wurde. Anm. d. Verf.) "Wenn mir jemand sagt, dass wir der Grund sind, dass derjenige in einer Band spielt, finde ich das immer wieder umwerfend"

Am Nachmittag vor dem Konzert hatte ich noch Gelegenheit, die Website von SAGA (Adresse siehe am Ende des Berichts) etwas zu begutachten. Dabei ist mir aufgefallen, dass unter "Fans Of SAGA" recht kuriose Musiker/Bands auftauchen. So zum Beispiel Bruce Willis oder die Gruppe Pur. "Ich weiß auch nicht mehr genau, wie das mit Bruce Willis zustande gekommen ist. Ich glaube, irgendjemand von uns hat ein Interview mit ihm gelesen, indem er behauptete, ein Anhänger von SAGA zu sein. Pur sind deswegen genannt, weil ich auf dem Soloalbum des Pur-Musikers Rudi Buttas mitgewirkt habe."

Wie man weiß, ist Pur eine deutsche Band. Michael Sadler hat übrigens eine besondere Beziehung zu Deutschland. "Nein, ich lebe nicht mehr in Deutschland. Seit drei Jahren wohne ich in Los Angeles. Ich lebte etwa acht Jahre in der Nähe von Saarbrücken, als ich mit einer deutschen Frau verheiratet war. Jetzt bin ich bei Frau Nummer vier angelangt und ich schwöre, es ist die letzte. Ob ich perfekt Deutsch spreche? Tja, ich konnte es damals. Aber wenn man eine gewisse Zeit weg ist, also die fremde Sprache nicht regelmäßig spricht, vergisst man sehr viel. Ich war damals gezwungen, mich in Deutsch auszudrücken, da der Ort, wo wie lebten, ein Kaff mit 300 Seelen war. Da spricht kein Mensch Englisch."

Wie man ebenfalls weiß, ist SAGA eine kanadische Band. Da verwundert es doch etwas, dass der Sänger nach der Trennung von seiner deutschen Frau nach L.A. umgesiedelt ist, statt in seine Heimat Kanada. "Ich habe noch Familie in Kanada, möchte dort aber nicht mehr wohnen. Es ist nicht so, dass ich mein Heimatland nicht mehr mögen würde. Ich habe aber das Gefühl, dass es dort nichts mehr für mich gibt, ich gehöre dort irgendwie nicht mehr hin. Jetzt in Kalifornien lebe ich mit meiner Frau, die eine philippinische Amerikanerin ist, zusammen. Uns hält in Kalifornien eigentlich auch nichts, doch geht dort ihre Tochter zur Schule, die sie dort auch beenden soll. Wenn sie mal aufs College geht, wer weiß, wo wir dann hingehen werden. Heutzutage ist es auch für eine Band nicht mehr erforderlich, dass alle Mitglieder nah zusammenwohnen."

Das Thema Kanada wurde von mir weiterverfolgt. Beim Stöbern im Internet ist mir eine sehr gut gemachte Website aufgefallen, die eine vorzügliche Informationsquelle für harte Musik aus Kanada darstellt (unser Mitarbeiter Stephan Zscherner kennt die ganz bestimmt). Unter http://www.canadianbands.com befindet sich natürlich auch eine SAGA-Sektion. In der Bandbiographie dort lautet der Einleitungssatz ´Gelegentliche Erwähnung in ihrem eigenen Land, jedoch Superstar Status in Europa das ist die Geschichte von SAGA.´ Was hält Michael Sadler von dieser Behauptung? "Tja, kommt natürlich darauf an, wann diese Biographie geschrieben wurde. Aber es gab eine Zeit, als es tatsächlich so gewesen ist. Europa und ganz besonders Deutschland waren lange Zeit unser Hauptmarkt. Wenn man als neue Band anfängt, orientiert man sich natürlich nach dem Markt, der jemanden unterstützt. Deswegen sind wir am Anfang unserer Geschichte auch sehr oft in Deutschland auf Tour gewesen. Da fällt mir eine nette Geschichte zu diesem Thema ein: Es war bei unserer ersten oder zweiten Platte, als wir auf Tour in Deutschland waren. Eine große Radiostation in Toronto hat ein Special über kanadische Bands gebracht und hat sich während der Tour bei uns gemeldet. Als wir dann live mit dem kanadischen Discjockey sprachen, hat er gesagt, dass er SAGA zwar mag, doch er nicht verstehe, warum diese Band nun in seiner Sendung ist, da sie doch aus Deutschland kommt."

Wer sich mit den Coverartworks von SAGA etwas auseinandergesetzt hat, wird bemerkt haben, dass auf den letzten drei Alben wieder das Alien enthalten ist, dass bereits bei den ersten drei Scheiben die Hülle zierte. Was es damit auf sich hat, konnte das Stimmwunder mit viel Enthusiasmus darlegen. "Das hat mit den Kapiteln (Chapters) zu tun. Es ist eine abgeschlossene Geschichte in 16 Kapiteln, die wir über die Jahre geschrieben haben. Diese Kapitel sind auf unseren jeweiligen Alben gewesen, aber nie chronologisch, sondern völlig ohne System. Das haben wir bewusst so gemacht, um die Spannung bis zum Schluss hin zu erhalten. Das letzte Kapitel ist nun auf "Marathon" enthalten, die Geschichte ist nun also komplett. Und jetzt geht der Spaß erst richtig los, denn wir werden eine Live-Platte aufnehmen, wo alle Kapitel chronologisch dargebracht werden. Es ist sogar im Gespräch, begleitend dazu einen Film zu drehen, der die Geschichte visuell unterstützt. Auch ist geplant, aus dem ganzen ein Video-Game zu machen oder gar einen Comic. Ja, du hast recht, das wäre dann eine Art Saga-Saga, haha!"

Leider war dann schon Schluss, weil uns Michael vom Tourmanager weggeschnappt wurde. Aber bestimmt wird es in Zukunft noch mehr über SAGA bei uns zu lesen geben, spätestens wenn die CD mit allen 16 Kapiteln auf dem Markt ist.

Line Up:
Michael Sadler
Jim Crichton
Ian Crichton
Jim Gilmour
Steve Negus

Discografie:
Saga (1978)
Images At Twilight (1979)
Silent Knight (1980)
Worlds Apart (1982)
In Transit - Live (1982)
Head Or Tales (1983)
Behaviour (1985)
Wildest Dreams (1987)
The Security Of Illusion (1993)
Steel Umbrellas (1994)
Generation 13 (1995)
Pleasure & The Pain (1997)
Detour - Live (1998)
Full Circle (1999)
House Of Cards (2001)
Marathon (2003)
Silhouette (DVD, 2003)

http://saga-world.com


Bernd Joachim - 19.03.2003

Quelle: http://metal-reviews.de

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